7 Arten der Erholung

7 Arten der Erholung

Wenn du dich auch nach ausgiebigen Pausen noch ausgelaugt fühlst, kann das daran liegen, dass du dich auf die falsche Art und Weise entspannst. Die amerikanische Internistin Dr. Saundra Dalton-Smith hat 7 Arten der Erschöpfung identifiziert und daraus ebenso viele Arten der Erholung abgeleitet. Bisher gibt es keine wissenschaftlichen Studien zu ihrer Theorie. Aber vielleicht ist das ja dennoch ein Denkanstoß, der auch dich zu einer besseren Erholung führt.

Dr. Saundra Dalton-Smith ist Internistin. Niemand wird bestreiten, dass das ein Beruf ist, der mit großer Belastung einhergehen kann. Als sie bei sich selbst immer mehr Erschöpfungssymptome feststellte, die auch nach ausreichend Schlaf nicht nachließen, fing sie an, nachzuforschen. Mit der Zeit – und nach der Arbeit mit vielen Patienten – hat sie festgestellt, dass es ganz unterschiedliche Arten der Erschöpfung gibt, wir aber oft nur einen Bruchteil davon beachten und entsprechend „behandeln.“

Als ich das gelesen habe, fand ich das sehr einleuchtend. Was wird einem denn geraten, wenn man erklärt, dass man erschöpft ist?

„Du musst mehr schlafen!“

„Geh öfter an die frische Luft!“

„Lern Entspannungstechniken, du hast zu viel Stress!“

Alles gut gemeint und oft auch sinnvoll, aber vielleicht ist deine Erschöpfung gar nicht körperlich? Laut Dr. Saundra Dalton-Smith gibt es 7 Arten der Erschöpfung und demnach auch 7 Arten der Erholung. Manche haben Überschneidungen und es gibt Tätigkeiten, die dir gleich auf mehreren Gebieten helfen, dich zu erholen. Schauen wir uns das trotzdem erstmal einzeln an:

Körperliche Erholung

Mit körperlicher Erholung kennen wir uns am besten aus. Wenn der Körper Erholung braucht, spüren wir das. Schwere Muskeln, Müdigkeit… Aber wusstest du, dass es auch davon zwei verschiedene Arten gibt? Du kannst deinen Körper passiv oder aktiv ausruhen. Passiv ist für die meisten von uns die Standard-Variante: Wenn der Körper müde ist, landen wir auf der Couch oder im Bett und schlafen oder dusseln, wie man in meiner Familie sagt (gemeint ist, sich mit geschlossenen Augen auszuruhen, ohne richtig tief einzuschlafen).

Aber es gibt auch eine aktive körperliche Erholung. Damit ist erholsame Bewegung gemeint. Das kann ein ruhiger Spaziergang sein, Yoga, Dehnung, aber zum Beispiel auch Massagen, denn auch dabei wird dein Körper bewegt (nur eben nicht von dir).

Mentale Entspannung

Bist du häufig unkonzentriert, vergesslich, leicht gereizt und kannst abends ewig nicht abschalten? Das ist ein Hinweis darauf, dass du mehr mentale Erholung brauchst.

Um hier die Akkus wieder aufzutanken, kannst du Journaling in deinen Tag einbauen – vor allem direkt vorm Schlafen gehen, um Ruhe in den Kopf zu bekommen. Außerdem empfiehlt Dr. Saundra Dalton-Smith, alle 2 Stunden eine Pause in den Arbeitstag zu integrieren und die zu nutzen, um kurz inne zu halten und runterzufahren.

Ob du dafür einfach 2 Minuten aus dem Fenster starrst, einen Spaziergang machst oder journalst, ist dir überlassen. Finde selbst heraus, was dir gut tut, aber mach es regelmäßig.

Sensorische Erholung

Bist du den ganzen Tag von Bildschirmen oder lauten Geräuschen umgeben oder arbeitest in einer sehr geschäftigen Umgebung? Dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du mehr auf deine sensorische Erholung achten musst.

Sensorisch kannst du deine Akkus aufladen, indem du zum Beispiel zwischendrin einfach kurz die Augen schließt. Oder – wenn du die Gelegenheit hast – dich in einen ruhigen, abgedunkelten Raum zurückziehst. Und auch digital Detox, also der Verzicht aufs Handy allgemein und soziale Medien im Speziellen kann hier helfen. Du musst darauf ja nicht gleich ganze Tage verzichten, aber vielleicht in mindestens einer deiner Pausen? Oder abends nach einer gewissen Uhrzeit?

Kreative Entspannung

Kreative Erschöpfung ist für die meisten Menschen vermutlich kein ernsthaftes Problem (aber dennoch ein bisschen traurig). Wenn du aber in einem kreativen Beruf arbeitest – egal ob künstlerisch-kreativ oder problemlösungskreativ – dann musst du hier besonders gut auf Erholung achten.

Deine kreativen Speicher kannst du auffüllen, indem du dir eine Umgebung schaffst, die deine Kreativität anregt. Teste, was für dich funktioniert, wenn du zum Beispiel:

  • Kunst an die Wände hängst,
  • dich mit einem Urwald aus Pflanzen umgibst,
  • Geschicklichkeitsspiele in der Schreibtischschublade hast,
  • versuchst, einmal am Tag etwas Neues zu lernen oder
  • etwas anders zu machen als sonst

Das alles sind Möglichkeiten, die Neugier und den Zauber des Neuen zu erwecken, die Kreativität zu Grunde liegen.

Emotionale Erholung

Emotionale Erschöpfung ist vielleicht ein Thema für dich, wenn du ein People Pleaser bist oder in einem Beruf arbeitest, in dem du deine eigenen Gefühle ständig unter Kontrolle haben musst (als Ärztin oder Flugbegleiter zum Beispiel, wenn du andere beruhigen musst und nicht selbst ausrasten kannst).

In dem Fall musst du dafür sorgen, dass du regelmäßig Gelegenheit bekommst, deine Gefühle zu fühlen und sie auch auszudrücken. Das kannst du tun, indem du sie aufschreibst, ins Kissen (oder den Wald) schreist oder sie einer Person anvertraust, der du dich öffnen kannst. Finde heraus, was für dich am besten funktioniert.

Sich emotional richtig zu erholen, ist meiner Meinung nach die härteste Aufgabe. Das funktioniert nämlich nur, wenn du lernst, offen und ehrlich zu sein. Nicht nur zu dir, sondern auch zu deinem Umfeld. Weniger People Pleasing, mehr „Nein“ ohne Entschuldigung. Weniger „nur nicht zu Last fallen“, mehr offen zugeben, wenn es dir nicht gut geht und du Hilfe gebrauchen kannst.

Soziale Entspannung

Emotionale und soziale Erholung hängen oft zusammen, sind aber nicht dasselbe. Und gemeint ist damit auch nicht unbedingt Zeit mit sich allein – obwohl ich finde, dass das einen eigenen Eintrag wert wäre. Soziale Erholung meint, sich mehr mit den richtigen Menschen zu umgeben und bewusst den Austausch mit ihnen zu suchen.

Wenn du viel mit negativen Menschen und Energievampiren zu tun hast, musst du das ausgleichen. Das geht offenbar am besten, wenn du dem bewusste Interaktion mit Menschen entgegensetzt, die dir gut tun.

Kleine Anmerkung von mir: Natürlich gibt mir Interaktion mit positiven Menschen mehr und laugt mich weniger aus als die mit negativen. Aber am Ende des Tages ist jede Interaktion anstrengend, weil ich einfach grundsätzlich weniger Kapazität für soziale Interaktion habe. Wenn ich also den ganzen Tag mit negativen Menschen zu tun hatte, brauche ich erstmal Zeit für mich und dann habe ich am Tag oder in den Tagen danach eventuell wieder die Kapazität, positive Interaktionen zu nutzen, um Energie zu tanken. Ich will damit nur sagen: Du kennst dich selbst am besten. Das hier ist ein Denkanstoß, aber du musst die Theorie nicht wörtlich nehmen, wenn dein Gefühl dir sagt, dass du etwas anderes brauchst.

Spirituelle Erholung

Mit diesem Teil tue ich mich besonders schwer, weil mir das Konzept der Spiritualität so fremd ist. Gemeint ist aber tatsächlich weder Religion noch Esoterik. Vielmehr geht es hier um das große Ganze. Der Mensch hat ein Bedürfnis nach Verbindung und Dazugehörigkeit. Ist das nicht erfüllt, kann das ebenfalls zu tiefer Erschöpfung führen.

Um deine Batterien in diesem Bereich aufzuladen, kann Religion helfen, wenn du der Typ dafür bist. Aber auch Meditation oder zum Beispiel ehrenamtliche Arbeit oder sogar die Mitgliedschaft in einem Verein können hier auf dein Erholungskonto einzahlen.

Bin ich eigentlich die Einzige, die das Gefühl hat, diese Theorie wäre speziell für Menschen mit ADHS entwickelt worden?

  • Körperliche Erschöpfung: durch die Hyperaktivität
  • Mentale Erschöpfung: durch die exekutiven Dysfunktionen
  • Sensorische Erschöpfung: durch die Reizfilterschwäche
  • Emotionale/soziale Erschöpfung: durch das Masking
  • Spirituelle Erschöpfung: durch das Anderssein

Ich glaube, nur in Sachen kreativer Erschöpfung gehören wir nicht zur Hochrisikogruppe. Spannend, herauszufinden, ob es uns im Alltag helfen könnte, diese Bereiche getrennt zu betrachten und für jeden regelmäßig Ausgleich zu schaffen.

Laut Dr. Saundra Dalton-Smith kann es gut sein, dass du in einem oder mehreren dieser Bereiche ein Erholungsdefizit hast. Das bedeutet: Du musst nicht jeden Tag alle 7 Arten der Erholung in deinen Alltag einbauen – das löst auch beim Gedanken daran schon Stress aus. Stattdessen solltest du herausfinden, in welchen Gebieten du gerade den größten Erholungsbedarf hast. Weißt du das, kannst du deine Pausen mit Dingen füllen, die dir gezielt helfen, deine Akkus wieder aufzuladen.