Muss ich kreativ sein, um ein Bullet Journal zu führen?

„Ich bin nicht kreativ, ich kann kein Bullet Journal führen!“ „So ein Bullet Journal zu führen, kostet viel zu viel Zeit!“ „Das Bullet Journal ist eigentlich nur eine bunte To-Do-Liste!“ Denkst du auch so und nutzt deshalb (noch) kein Bullet Journal für dein Zeit- und Selbstmanagement? Dann wird es Zeit, mit diesen Mythen und Vorurteilen aufzuräumen. Die ganze Wahrheit über das Bullet-Journal-System liest du hier.

Das Bullet Journal ist ein unglaublich mächtiges und zugleich verblüffend einfaches Tool, um dein Zeit- und dein Selbstmanagement in den Griff zu bekommen. Und trotzdem höre ich immer wieder, dass viele Menschen keins führen – weil sie sich für nicht kreativ halten oder glauben, nicht genug Zeit für ein Bullet Journal zu haben. Hier kommt die wichtigste Enthüllung dieses Artikels: Du musst ÜBERHAUPT NICHT kreativ sein, um ein Bullet Journal effizient zu nutzen. Und du brauchst, wenn du es einmal eingerichtet hast, nicht mehr als 15 Minuten pro Tag, um dein Bullet Journal zu führen.

Muss ich kreativ sein, um ein Bullet Journal zu führen?

Nein! Schau dir mal die Beispiele vom Erfinder der Methode, Ryder Carrol, an. Er schreibt mit einem schwarzen Stift auf weißen Seiten simple Listen. Keine Sticker, kein Washi Tape, keine Stempel und schon gar nicht mehrlagige Papierklebereien im Retro-Look. Nicht mal Kritzeleien oder Kästen zur besseren Übersichtlichkeit.

Und genau das macht die Methode eigentlich aus: Sie ist ein System, das dir helfen kann, dich selbst besser zu organisieren, deine Aufgaben und Verpflichtungen im Blick zu behalten und rechtzeitig anzugehen – ebenso wie deine Wünsche, Träume und privaten Projekte. Das Bullet Journaling ist eine Organisationsmethode, keine Kunstform – auch wenn viele Bujo-Enthusiastinnen (und einige wenige – enthusiasten) mit der Kreativität, die sie zur Ursprungsmethode hinzufügen, echte Kunstwerke entwickeln.

Das kannst du machen, musst du aber nicht. Ich gestalte zum Beispiel die Monatsseiten (Monatsübersicht, Monat-To-Do-Listen, Tracker usw.) immer mit viel Farbe und Deko – weil es mir Spaß macht und mein monatlicher Zen-Moment ist. Im laufenden Monat selbst habe ich dafür aber keine Zeit, deshalb sind meine Tagesübersichten relativ minimalistisch. Die sollen vor allem eins sein: nützlich.

Ob und wie viel du gestaltest, ist ganz allein deine Sache. Du kannst es auch – wie Ryder Carroll – ganz und gar minimalistisch-praktisch halten und wirst trotzdem von einem Bullet Journal profitieren.

Wie viel Zeit kostet es mich, ein Bullet Journal zu führen?

Das kommt darauf an, wie intensiv du damit arbeiten willst. Für die klassische Planung eines Arbeitstages brauche ich maximal eine Viertelstunde – und das auch nur, weil ich mir ein paar Minuten fürs Priorisieren nehme.

Willst du dein Bujo auch für eine ausführlichere Tages-, Wochen- oder Monatsreflektion nutzen, brauchst du natürlich mehr Zeit. Aber die bräuchtest du auch, wenn du in einem gesonderten Journal oder Tagebuch arbeiten würdest.

Genauso verhält es sich mit Collections – also Ideen- und Gedankensammlungen zu bestimmten Themen. Die kosten natürlich auch Zeit, aber nicht mehr, als sie beanspruchen würden, wenn du die Urlaubsplanung oder deine Leseliste oder Ideen für Geburtstagsgeschenke weiter auf Zetteln sammeln würdest. Du musst dieselbe Zeit aufwenden, hast aber alles „unverlierbar“ an einem Ort und findest es immer wieder – ein unschlagbarer Vorteil des Bullet Journals.

Wenn du dein Bullet Journal gestaltest, brauchst du natürlich ebenfalls deutlich länger. Aber wenn du das tust, wirst du den kreativen Prozess vermutlich lieben und die Zeit, die du dir dafür nehmen kannst, in vollen Zügen genießen. Also lass dir nicht einreden, dass das verschwendete Zeit wäre!

Kann man ohne jede vorgegebene Struktur überhaupt vernünftig planen?

Nein. Planung braucht einen Rahmen. Du kannst ja ohne Topf auch nicht kochen. Aber nur weil das Bullet Journal ein leeres Notizbuch ist und kein vorgedruckter Kalender, bedeutet das nicht, dass es keine Struktur hat. Im Gegenteil: Es hat die perfekte Struktur – weil es deine ist.

Du kannst aus den Bausteinen der Bullet Journal Methode genau die auswählen, die DU brauchst, um deinen Alltag effizienter zu organisieren:

  • Jahresübersicht (aka Future Log)
  • Monthly Log (Monatsübersicht)
  • Weekly Log (Wochenübersicht)
  • Daily Log (Tagesübersicht – highly recommended!!!!)
  • Eigene, individuelle Collections zu Themen, die du lernen, planen, umsetzen, erleben, erinnern willst
  • Tracker, um neue Gewohnheiten zu etablieren oder schlechte auszumerzen
  • Reflektion (in deinem eigenen Rhythmus), um zu gewährleisten, dass du deine Ziele nicht aus den Augen verlierst und beständig darauf hin arbeitest

Das Bullet Journal bietet dir eine Menge Struktur, aber zugleich auch maximale Flexibilität. Du kannst jeden Abend neu entscheiden, wie du deinen nächsten Tag planen und strukturieren willst. Du kannst jede Woche neu entscheiden, ob du eine Wochenübersicht brauchst oder dir die Dailies reichen. Im Gegensatz zu fertigen Buchkalendern ist das Bullet Journal genau DEIN Planungstool – und keines gleicht einem anderen.

Ist das Bullet Journal nicht nur eine bessere To-Do-Liste?

Wenn du es nur für die Aufgabenplanung benutzt, ist das Bullet Journal unter Umständen nur eine bessere To-Do-Liste. Da stimmt. Aber warum so abfällig?

Menschen, die Probleme mit ihrem Zeitmanagement haben, haben fast immer Schwierigkeiten, ihre anstehenden Aufgaben zu überblicken. Meist liegt das daran, dass sie die Aufgaben entweder gar nicht oder auf tausend Zettel notieren (von denen die Hälfte verloren geht). Wenn du dieses Problem lösen kannst, indem du dir angewöhnst, alle Aufgaben immer sofort und ausschließlich im Bullet Journal zu notieren, hast du dein Zeitmanagement im Griff.

Und genau darum geht es bei der Bullet Journal Methode: Sie soll DIR helfen, DEIN Problem zu lösen. Sie soll DEINEN Alltag erleichtern, DEINE Ziele erreichbar machen. Und wenn du dazu nur eine bessere To-Do-Liste in einem schönen Notizbuch mit fantastischem Papier brauchst, ist doch alles prima.

Und wenn nicht, suchst du dir (siehe oben) einfach die Bestandteile der Bullet Journal Methode aus, die du zusätzlich brauchst, um dir das Leben zu erleichtern.

Extra-Tipp: Worauf muss ich bei einem Notizbuch achten, das ich als Bullet Journal verwenden will?

Natürlich hat jeder andere Ansprüche an sein Bullet Journal und die folgenden Tipps solltest du nicht unreflektiert einfach befolgen, denn

  1. Ich bin möglicherweise ein klitzekleines bisschen fanatisch, wenn es um Papier und Stifte geht.
  2. Du musst selbst herausfinden, was für dich ein unverhandelbarer Punkt ist und womit du im Zweifel leben kannst.

Wenn ich neue Notizbücher kaufe, achte ich aber immer auf die folgenden Punkte (Spoiler: Was in der Regel bedeutet, dass keins meiner Bücher unter 18 Euro kostet, *seufz*).

Paginierte Seiten

Seitenzahlen sind ein Muss, denn du führst in deinem Bullet Journal ein Inhaltsverzeichnis, um wichtige Seiten schnell wieder zu finden. Ich finde es unfassbar nervig, die Seitenzahlen selbst ergänzen zu müssen. Deshalb achte ich darauf, nur Notizbücher zu kaufen, die bereits paginierte Seiten, also vorgedruckte Seitenzahlen, haben.

Ein Buch muss schon außergewöhnlich gut oder schön sein, um mich dazu zu bringen, darauf zu verzichten (das ist quasi noch nie vorgekommen) und trotzdem Geld auszugeben.

Qualität des Papiers

Mir ist gutes Papier wichtig, allerdings ist es gar nicht so einfach, dir zu erklären, was „gutes“ Papier ist. Das kommt nämlich sehr darauf an, womit du arbeiten willst. Möchtest du mit Aquarell arbeiten, brauchst du anderes Papier als wenn du nur mit Kugelschreiber schreiben willst.

Mir ist wichtig, dass auch farbige Stifte nicht auf der Rückseite durchscheinen (ghosting) oder sogar durchbluten. Deshalb wähle ich in der Regel Papier mit mindestens 100 Gramm Papiergewicht. Aber Vorsicht: Das Gewicht des Papiers sagt allein noch nichts darüber aus, ob Stifte durchscheinen oder nicht. Stiften auf Alkoholbasis zum Beispiel ist quasi kein normales Papier gewachsen – egal, wie dick es ist.

Ansonsten ist mein zweites Kriterium die Struktur des Papiers. Ich arbeite viel mit Gelstiften, Füller, Brushpens und Textmarkern – auch in metallic. Deshalb mag ich glattes (satiniertes oder sogar gestrichenes) Papier mit hoher Dichte. Darauf braucht die Tinte zwar etwas länger, um zu trocknen, sie scheint aber nicht so leicht durch und es lässt sich angenehmer schreiben als auf angerautem, saugfähigerem Papier. Wer aber viel mit Aquarell arbeitet, braucht genau dieses eher saugfähige Papier, also möglichst keine Oberflächenveredelung.

Punktraster, liniert, kariert oder blanko?

Der Klassiker ist das Punktraster: mehr oder weniger dezente Punkte, meist in einem 5-mm-Raster, statt Zeilen oder Kästchen. Die meisten Notizbücher, die dezidiert als „Bullet Journal“ verkauft werden, haben diese Liniatur.

Und ich mag die auch tatsächlich am liebsten: Sie bietet mir gestalterisch genauso viele Freiheiten wie kariertes Papier, ist aber viel dezenter. Die fertigen Seiten sehen auf Punktraster deutlich edler aus als auf kariert. Linierte Seiten wirken auf mich eleganter als karierte, aber sie bieten keine Hilfslinien für die Gestaltung. Ich brauche immer Lineal und Dreieck, um zum Beispiel vertikale Linien zu ziehen – etwa, wenn ich mit Kästen arbeiten will. Liniert ist mir also einfach nicht flexibel genug.

Letztlich ist es aber eine Frage deiner persönlichen Vorlieben. Und wenn du – ganz im Gegenteil zu mir – auch ohne Hilfslinien gerade schreiben kannst, kannst du natürlich auch ein Buch mit blanko Seiten wählen.

Lesebändchen, Stiftschlaufe und Froschtasche

Auf Lesebändchen könnte ich vielleicht verzichten. Ich würde dann einfach mit Lesezeichen oder Page Markern (überteuerte, weil designte Büroklammern) arbeiten. Trotzdem weiß ich es zu schätzen, wenn meine Notizbücher mindestens zwei, gern auch drei, Lesebändchen haben. Eines liegt in der Monatsübersicht, eines im aktuellen Tag (und das dritte meist in einem Jahrestracker wie „Gewicht und Maße“). So finde ich die wichtigsten Seiten einfach viel schneller wieder.

Ähnlich verhält es sich mit der Froschtasche, der aufgeklebten Tasche hinten im Buch: Sie ist nicht überlebensnotwendig, aber ich habe mich an die Bequemlichkeit gewöhnt, die sie mir bietet und würde deshalb nur ungern darauf verzichten. Ich verwahre in der Tasche immer zwei Seiten Löschpapier (völlig zu Unrecht aus der Mode gekommen!) und zum Beispiel Sticker oder Schablonen für die Gestaltung meiner Seiten.

Unverzichtbar ist für mich die Stiftschlaufe. Aber: Wenn das Notizbuch keine hat, ist das kein Grund, es nicht zu kaufen. Stiftschlaufen kann man nämlich inzwischen in fast jeder erdenklichen Farbe nachkaufen. Die kosten meist so um die 3 Euro und werden einfach hinten ins Buch geklebt. Da ich mein Bullet Journal wirklich fast immer dabei habe, ist die Stiftschlaufe wichtig. Ohne Stift macht das Bujo keinen Sinn, aber nicht in jeder Handtasche kann oder will ich immer auch ein Stiftemäppchen mitschleppen. Und wenn der Stift direkt am Buch ist, erspare ich mir das langwierige Kramen in Handtaschen, die fast so groß sind wie ich.

Vorgedrucktes Inhaltsverzeichnis

Siehe „paginierte Seiten“! Du kannst das Inhaltsverzeichnis natürlich problemlos selbst schreiben: Lass einfach die ersten vier Seiten frei und ergänz die Seitenzahlen und Themen, während du dein Buch füllst. Das ist deshalb auch kein hartes Auswahlkriterium für mich. Aber es ist einfach sehr bequem, wenn das Inhaltsverzeichnis schon vorgedruckt ist und ich es nur noch ausfüllen muss.

Robuster Einband

Notizbücher gibt es als Hefte, als Soft Cover oder als Hard Cover. Ich benutze ausschließlich Hard Cover. Manchmal gerate ich in Versuchung, weil es inzwischen wirklich wunderschöne Softcover-Bücher gibt und die nicht ganz so schwer sind. Aber da ich meine Bücher täglich mit mir rumtrage, müssen die ziemlich heftigen Belastungen standhalten und bisher ist noch jedes Softcover früher oder später den Untiefen meiner Handtaschen zum Opfer gefallen und verknickt. Das ärgert mich dann so sehr, dass ich keine Freude mehr an dem Buch habe. Und deshalb bleibe ich einfach bei festen Einbänden.

Für dich gilt aber auch hier: Probier dich einfach durch und finde heraus, was für dich am besten taugt.

Die richtige Bindung

Wie ein Notizbuch gebunden ist, ist ein extrem wichtiges Kriterium. Ich arbeite ausschließlich mit Büchern mit Fadenheftung (die Seiten sind mit einem festen Faden verbunden, statt nur in den Deckel geklebt). Diese Bindung hat zwei große Vorteile, die für ein Bullet Journal meiner Meinung nach unverzichtbar sind:

  1. Wenn du das Buch richtig aufklappst, bleiben die Seiten flach liegen. Das Buch geht nicht von allein wieder zu (gilt übrigens nur bedingt bei Softcover).
  2. Die Seiten fallen nicht einfach raus. Eine Klebebindung gibt früher oder später auf, wenn das Buch immer wieder vollständig flach aufgeschlagen wird. Dann lösen sich einzelne Seiten – ein absolutes No Go. Bei einer Fadenheftung kann sich höchsten der gesamte Buchblock (also alle Blätter) aus dem Einband lösen, denn die beiden sind auch bei Fadenheftung nur geklebt. Aber das passiert relativ selten (es sei denn, du pumpst dein Bullet Journal durch eingeklebte Sticker, Karten usw. auf den doppelten Umfang auf).

Übrigens, wenn du mit einem Notizbuch nicht glücklich wirst (zum Beispiel, weil du das Übertragen von einem ins nächste Buch hasst), dann kannst du dein Bullet Journal genauso gut in einem Ringbuch führen. Der große Vorteil: Du kannst einzelne Seiten jederzeit herausnehmen oder neue an passender Stelle einfügen. Damit bist du noch ein bisschen flexibler. Ringbücher sind aber größer, sperriger und schwerer als Notizbücher und die Ringe stören mitunter sehr beim Schreiben.