Du scheiterst immer wieder am Bullet Journal?
„Ich habe schon mehrfach mit dem Bullet Journal begonnen, aber ich breche immer wieder ab“, höre ich ganz oft. Meist gefolgt von leiser Verzweiflung in der Frage, was man denn da tun könne. Und genau darüber sprechen wir jetzt: Was du tun kannst, wenn du am BuJo scheiterst, es aber nicht aufgeben willst – aus meiner Perspektive, gemäß der Originalmethode von Ryder Carroll und nach den Ergebnissen von Google.
Andere Tools statt BuJo bevorzugt
„Ich mache meine Notizen meist schnell in einer App statt mein BuJo zu nutzen – und ärgere mich dann darüber.“
Was Google sagt:
„Es ist kein Bullet Journal, wenn du nicht alles an einem Ort hast. Shame on you!“ Google führt dich schnell zur BuJo-Polizei, wonach nur der ein „echtes“ BuJo führt, der es streng nach Originalmethode führt. Und dann fühlst du dich wie eine Versagerin oder ein Versager, jedes Mal, wenn du stattdessen eine App nutzt.
Was Ryder Carroll sagt:
„Schließen sich die Bullet-Journal-Methode und Apps also gegenseitig aus? Natürlich nicht! Mir persönlich erleichtern viele Apps das Leben auf eine Art und Weise, wie es das Bullet Journal niemals zu tun vermochte. Sämtliche Werkzeuge, seien sie digital oder analog, sind nur so gut wie ihre Fähigkeiten, uns bei einer vorliegenden Aufgabe unter die Arme zu greifen.“ („Die Bullet Journal Methode“, Kapitel „Notizbücher“)
Mein Weg:
Ich benutze das Bullet Journal. Und einen digitalen Kalender. Und eine To-Do-App. Und das sorgt weder für Chaos noch für doppelte Arbeit (ok, manchmal schon, aber die ist gewollt). Mein System sieht (aktuell, das kann und darf sich ändern) so aus: Aufgaben erfasse ich in TickTick (To-Do-App), Termine erfasse ich im Google Kalender. Beides – Termine und Aufgaben – landen auch im BuJo, aber ausschließlich im aktuellen Daily. Warum? Weil die Apps meine Sammelplätze sind, aber im BuJo die zentrale Planung für den aktuellen Tag stattfindet. So hat jedes Tool eine klare Aufgabe, die sich von der aller anderen Werkzeuge eindeutig unterscheidet. Apps und BuJo ergänzen sich, statt mich zu stressen.
Dein nächster Schritt: Wichtig ist aus meiner Sicht, dass du einmal festlegst, welches Werkzeug dir wozu dient. Nur wenn du ständig hin- und herspringst, sorgt das nebeneinander von Apps und BuJo für Stress. Schreib also auf, welche Werkzeuge du nutzt und was du genau darin abbilden willst. Notizen machst du instinktiv eher in den Apps? Dann lass das so und überleg dir, wofür dein BuJo in deinem Alltag das optimale Werkzeug ist. Vielleicht für Journaling und Reflexion? Die konkrete Tagesplanung? Projektplanung?…. Gib jedem Tool eine Aufgabe und teste das System ein paar Wochen.
Ertrunken im BuJo-Chaos
„Es gibt keine Rubriken und alles durcheinander zu schreiben, macht einfach keinen Sinn für mich.“
Was Google sagt:
„Hier sind 99 Inspirationen für Rubriken in deinem Bullet Journal!“ Google versteht das Problem nicht und bringt nur noch mehr Chaos in deine Gedanken mit noch mehr „Inspiration.“
Was Ryder Carroll sagt:
„Der Index ist teils Inhaltsverzeichnis, teils herkömmliches Register und auf den allerersten Seiten Ihres Notizbuches beheimatet. […] Falls Sie eine vorangegangene Collection fortsetzen möchten, aber keine Seiten mehr übrig sind, blättern Sie einfach zur nächsten freien Doppelseite und führen dasselbe Thema fort. Jetzt müssen Sie nur noch die Seitenzahl der neuen Doppelseite im Index vermerken.“ („Die Bullet Journal Methode“, Kapitel „Der Index“)
Mein Weg:
Mich hat das ebenso gestört. Nicht so sehr, dass es keine Rubriken an sich gab – die habe ich einfach selbst erfunden, wenn ich sie brauchte. Aber das alles so durcheinander ging und ich auf die Schnelle Probleme hatte, Dinge wiederzufinden. Ein gut geführter Index hilft, kostet aber auch Zeit und Mühe. Für mich hat sich das Problem in Luft aufgelöst, als ich aufs digiloge BuJo gewechselt bin. Das Bullet Journal, das ich handschriftlich auf meinem Tablet führe, braucht keinen Index mehr, weil es eine Suchfunktion hat. Weil meine Handschrift von der nicht immer erkannt wird, verschlagworte ich wichtige Notizen mit Überschriften in „Computerschrift“, um auf Nummer sicher zu gehen. Zusätzlich kann ich Seiten beliebig verschieben. Muss also eine Collection ergänzt werden, füge ich an der Stelle einfach weitere Seiten ein. Für mich die allerbeste Lösung.
Dein nächster Schritt:
Das Bullet Journal ist extrem flexibel. Für die meisten Menschen ist das ein Segen, weil sie endlich ein System haben, dass sich ihrem Alltag und ihren Bedürfnissen für Planung anpasst und nicht umgekehrt. Aber viel Flexibilität bringt immer auch das Risiko mit, sich zu verzetteln oder in der Entscheidungsparalyse zu erstarren oder im Chaos zu versinken. Überleg dir, warum du das BuJo führen möchtest. Was erwartest du davon, was andere Tools dir nicht bieten können? Finde heraus, a) ob das BuJo wirklich das richtige Tool für dich ist und b) wie du es strukturieren und führen musst, um optimal damit arbeiten zu können.
BuJo ist zu viel Aufwand
„Mich nervt die Kalendermalerei jede Woche (oder sogar jeden Tag).“
Was Google sagt:
Ein Bullet Journal braucht Überschriften in Handletterings. Und Sticker. Und jede Woche ein neues Layout. Und vergiss die Schablonen und die handcolorierten Skizzen nicht!
Was Ryder Carroll sagt:
„Um einen Daily Log anzulegen, müssen Sie lediglich das Tagesdatum und die Seitenzahl eintragen. Das war’s schon! Ihr Container ist eingerichtet, nun können Sie Ihre Aufgaben, Ereignisse und Notizen mittels Rapid Logging den Tag über protokollieren.“ („Die Bullet Journal Methode“, Kapitel „Der Index“)
Mein Weg:
Ich arbeite so gut wie nie mit Wochenübersichten. Aber immer mit Dailys. Die haben bei mir immer Farbe, weil ich Farbe mag. Aber sie sind nicht aufwendig gestaltet oder dekoriert. Dafür habe ich nicht jeden Tag Zeit und erst Recht keine Lust. Außerdem benutze ich immer dasselbe Layout, das ich einfach nur von einem Daily ins nächste kopiere. In meinem Fall sieht das aktuell so aus:
Links stehen Aufgaben und Termine, rechts ist Platz für Notizen und Reflexion. Das ist in 2 Minuten aufgesetzt.
Dein nächster Schritt:
Wenn du Wochenübersichten brauchst, die aber nicht jede Woche neu aufsetzen willst, wechsel vielleicht das Tool. Statt ein klassisches Notizbuch kannst du ein Ringbuch nutzen. Dann erstell eine Vorlage für deine Wochenübersicht (oder nimm eine der endlosen Vorlagen aus dem Netz). Die musst du jetzt nur noch jede Woche ausdrucken und einheften und schon kannst du mit deiner Wochenplanung loslegen.
Zu viele Notizbücher
„Um den Überblick zu behalten und nicht ständig Unnötiges mitzuschleppen, nutze ich mehrere Notizbücher statt ein BuJo für alles. Alles in einem Buch wäre toll, aber das endet im Chaos.“
Was Google sagt:
Google empfiehlt dir, kein klassisches BuJo zu nutzen, sondern etwa ein Travelers Notebook zu führen, in dem mehrere Notizhefte in einem Einband zusammengefasst werden.
Was Ryder Carroll sagt:
„Wenn ihn ein Kunde unangekündigt anrief, durchwühlte er sechs verschiedene Notizbücher, um das zu finden, wonach er suchte. […] Daraufhin googelte er alle möglichen schrägen Schlagwörter, bis er auf bulletjournal.com stieß. Dieses System war nicht annähernd so kompliziert, wie er es in Erinnerung hatte. Er schnappte sich ein unbenutztes Notizbuch und fing an, alle seine Aufgaben zusammenzufassen. Einiges änderte sich. […] Das Bullet Journal hatte Anthony ein Gerüst gegeben, mit dessen Hilfe er sein Potenzial ausloten konnte.“ („Die Bullet Journal Methode“, Kapitel „Einleitung“)
Mein Weg:
Been there, done that. Ich hatte auch eine ganze Weile mehrere Notizbücher. Nicht so sehr, weil ich sonst den Überblick verloren hätte, sondern weil ich nicht wollte, dass in meinem BuJo, das im Büro offen auf dem Schreibtisch private Einträge für jeden sichtbar gewesen wären. Für mich sind mehrere Notizbücher aber eine Katastrophe. Ich hatte nie das dabei, das ich brauchte. Vergaß, wo ich was notiert hatte. Und habe aus Frust irgendwann kaum noch was aufgeschrieben. Um das Chaos in einem einzigen Buch zu bändigen, habe ich einen sehr detaillierten Index geführt und die Seiten auch untereinander „verlinkt“ – auf jeder Seite mit Notizen zu einem Thema, standen unten alle Seitenzahlen der anderen Einträge zu diesem Thema. Das war aufwendig, hat aber funktioniert.
Dein nächster Schritt:
Sei ehrlich zu dir: Hast du mit mehreren Notizbüchern wirklich weniger Chaos (im Kopf)? Überleg dir, wie dein BuJo aufgebaut sein müsste, damit du alles in einem Buch zusammenfassen kannst. Brauchst du vielleicht eher ein Ringbuch, um flexibler Seiten einfügen und entfernen zu können? Oder ein Travelers Notebook, um deine Themen auf mehrere Hefte aufzuteilen, aber im selben Buch zu sammeln? Oder brauchst du wirklich nur einen gut geführten Index bzw. eine digiloge Version mit Suchfunktion? Finde dein System, dann ist ein einziges Buch auch kein Problem mehr.
Übertragen von BuJo zu BuJo nervt
„Eine Jahresplanung im BuJo macht doch keinen Sinn, wenn ein Buch immer nur drei oder vier Monate hält.“
Was Google sagt:
„Hier sind ganz viele Inspirationen für deine Jahresübersicht im Bullet Journal.“ Oder: „Brauchst du eine Jahresübersicht im Bullet Journal?“
Was Ryder Carroll sagt:
„Wir müssen darauf achten, unsere Verpflichtungen regelmäßig zu kuratieren, damit wir unsere Zeit und Energie aufs Wesentliche konzentrieren. Durch die Praxis des Übertragens können wir uns genau das angewöhnen. […] Ist ein Eintrag nicht die paar Sekunden Mühe wert, ihn erneut aufzuschreiben, kann er nicht besonders wichtig sein.“ („Die Bullet Journal Methode“, Kapitel „Das Übertragen“)
Mein Weg:
Das Future Log habe ich ersatzlos gestrichen. Ich habe am Tag bis zu 7 Termine, die ich alle sehen muss, wenn ich überlege, ob ich einen weiteren Termin zusagen kann oder nicht. Dafür ist im Future Log nicht genug Platz. Gleichzeitig passiert es mir relativ oft, dass sich Termine noch mal verschieben und auch das ist – vor allem analog – unnötig umständlich und nervig. Meine Terminplanung findet ausschließlich im Google Kalender statt. In meinem Bullet Journal finden Termine lediglich im Daily (und im Weekly, wenn ich mal eins nutze) Platz. Hier will ich den kompletten Tag mit allen Verpflichtungen auf einen Blick sehen.
Dein nächster Schritt:
Überleg dir, ob du eine Jahresplanung wirklich im Bullet Journal machen willst. Was spricht dafür? Was dagegen? Wenn du bei der analogen Planung bleiben und nicht zusätzlich einen Kalender nutzen willst, überleg dir, wie dein Future Log aussehen muss, damit du es sinnvoll nutzen kannst. Reicht dir die grobe Übersicht mit einer Zeile pro Tag oder brauchst du mehr Platz? Wenn dich das Übertragen zu sehr nervt, kannst du dein Future Log auch am Rechner erstellen und immer wieder ausdrucken und einkleben, sobald du ein neues Notizbuch beginnst.
Apps und BuJo verbinden sich nicht
„Ich plane meinen Tag mit Timeblocking in einer App und finde keinen guten Weg, das mit dem BuJo zu verbinden.“
Was Google sagt:
Hier ist Google wirklich hilfreich, denn mit der Suche „Time Blocking im Bullet Journal“ bekommst du jede Menge Inspiration, wie du das ganze direkt in deinem Notizbuch statt einer App umsetzen kannst.
Was Ryder Carroll sagt:
Im Kapitel „Zeit“ empfiehlt er, Timeboxing zu nutzen, um sich aufzuraffen und Dinge endlich zu erledigen. Wo du die Timeboxen planen sollst, verrät er aber nicht.
Mein Weg:
Ich nutze Timeblocking auch regelmäßig – allerdings meist direkt im Bullet Journal. Die linke Spalte meines Dailys enthält weiterhin Termine und Aufgaben, aber eben in der Reihenfolge, in der ich sie abarbeiten will und versehen mit der Dauer. Warum mache ich das nicht im Kalender oder in TickTick? Weil ich da tagsüber nicht reinsehe. Ganz bewusst nicht. Mein BuJo ist die Planungszentrale für den aktuellen Tag. Kalender und To-Do-App nutze ich erst abends bei der Tagesplanung wieder, wenn ich erledigte Aufgaben verschiebe bzw. abhake und neu hinzugekommen in den Sammellisten und Termine im Kalender ergänze.
Dein nächster Schritt:
Du musst gar nichts ändern, wenn das System für dich so funktioniert. Das Timeblocking im Kalender kann einfach dein BuJo ergänzen, ohne dass du eine Verbindung zwischen beidem schaffen musst. Du solltest allerdings genau wissen, was in diesem System die Aufgabe deines BuJos ist. Also setz dich hin und schreib deine Erwartungen und Intentionen für dein BuJo auf.
Tägliche Nutzung ist zu viel
„Ich kann mich einfach nicht aufraffen, das BuJo samt Planung und Reflexion wirklich jeden Tag zu führen.“
Was Google sagt:
„Geh zur Zeitplanerin!“ Ja, wirklich: Wenn du das Zitat oben bei Google eingibst, tauchen zwei Beiträge von zeitplanerin.de ganz oben in den Suchergebnissen auf. Guter Tipp!
Was Ryder Carroll sagt:
„Wenn wir akzeptieren, dass wir nicht perfekt sind und unweigerlich Fehler machen werden, kann es weitergehen. […] Anstatt perfekt oder besser als die anderen sein zu wollen, sollten Sie nach Möglichkeiten Ausschau halten, die Ihnen zu kontinuierlichem Wachstum verhelfen.“ („Die Bullet Journal Methode“, Kapitel „Einleitung“)
Mein Weg:
An den Wochenenden ruht mein Bullet Journal. Ganz bewusst, um mir eine Auszeit zu geben und nicht in Planung zu ersticken. Nur wenn etwas Besonderes stattfindet, dass ich für später festhalten will, öffne ich am Wochenende mein Bullet Journal. Mit dieser Strategie habe ich in der Regel die Woche über genug Motivation und Disziplin, um wirklich jeden Tag ein Daily aufzusetzen und zumindest die wichtigsten Aufgaben und Termine zu planen. Die Reflexion ist bei mir optional. Einfach, weil ich mich dazu auch nicht jeden Tag aufraffen kann. Das ist schade, denn ich finde es toll, später noch mal Dailys mit vielen Notizen Revue passieren zu lassen. Aber es ist wie es ist: Oft reicht meine Energie den Tag über einfach nicht für Reflexion. Wenn ich hier Druck aufbauen würde, würde das nur dazu führen, dass ich das BuJo tagelang gar nicht mehr nutze – auch nicht zum Planen und das würde unweigerlich in Stress und Chaos enden.
Dein nächster Schritt:
Sei nicht so streng mit dir. Leg eine Minimal-Anforderung fest: Was soll möglichst regelmäßig in deinem BuJo passieren? Vielleicht ist deine Minimalanforderung, dass – wie bei mir – zumindest die grobe Tagesplanung jeden Tag im BuJo stehen soll. Vielleicht willst du aber auch nur eine Wochenplanung anlegen und musst dein BuJo gar nicht täglich nutzen, um davon zu profitieren? Formulier deinen Anspruch, den du auch an „Zombie-Tagen“ durchziehen kannst, wie sie Ryder Caroll nennt.