Woran erkenne ich, was mir Energie gibt?
Tu mehr von dem, was dir Energie gibt! Finde heraus, was dir ganz persönlich Energie gibt! – Solche Sätze sage ich ganz oft. Weil Energiemanagement die wichtigste Säule deiner Selbstorganisation ist. Ohne Energie kein Fokus, kein Durchhaltevermögen, keine Motivation, keine Disziplin, keine Inspiration… Aber woran erkennst du eigentlich, dass dir etwas Energie gibt? Darüber reden wir jetzt.
„Ich versuche seit Jahren herauszufinden was mir Energie gibt. Aber ich merke da keinen Unterschied, denke es liegt daran das ich nicht weiß, woran ich erkennen würde, ob ich mehr Energie habe. Wie spürt/erkennt/sieht man das?“ Ehrlich gesagt hatte ich diese Frage überhaupt nicht auf dem Schirm, die in der Weihnachtswoche plötzlich unter einem meiner alten Instagram-Posts auftauchte.
Klar, ich habe in mühseliger Kleinarbeit herausgefunden, was mir persönlich Energie gibt. Aber ich habe noch nie darüber nachgedacht, woran ich das eigentlich erkenne. Aber eine schnelle Story-Umfrage ergab: Die Followerin ist mit dieser Frage bei weitem nicht allein. Also habe ich mein Gehirn und 3 mal KI befragt und hier kommen die Ergebnisse.
Das sagt die KI zu deiner Energie
ChatGPT, Perplexity und Copilot spucken auf die Frage „Woran erkenne ich, dass mir etwas Energie gibt?“ alle ähnliche Ergebnisse aus:
- Wir sind weniger müde
- Wir fühlen uns motivierter
- Wir können uns besser konzentrieren
- Wir haben bessere Laune
Das stimmt meiner Erfahrung nach auch irgendwie alles, ist mir aber zu unkonkret. Denn hier fehlt immer die Vergleichsgröße, finde ich. Was heißt denn, ich bin motivierter? Im Vergleich wozu? Und woher weiß ich, dass die gesteigerte Motivation wirklich mit dem zusammenhängt, was ich gerade getan habe und nicht nur reiner Zufall ist?
Energie: Schneller Boost oder langfristige Hilfe gegen Erschöpfung
Sobald ich anfing, genauer darüber nachzudenken, wurde mir klar, dass ich unterschiedliche Dinge meine, wenn ich von meinen Energieboostern rede.
SOS: Schnelle Hilfe gegen Energietiefs
Da gibt es einmal die schnelle Hilfe gegen momentane Durchhänger. Kennen wir alle: Aufgehängt im Doomscrolling, festgesessen auf der Couch (oder auf dem Klo), gefangen in der Warteparalyse. In diesen Fällen brauche ich einen kurzen, aber starken Impuls, um diesen Zustand zu durchbrechen.
Für mich sind das zum Beispiel:
- Bewegung. Aufstehen und den Raum zu verlassen ist oft schon ausreichend, um mich aus der Paralyse zu befreien.
- Gespräche. Wenige Minuten, in denen ich mich auf ein Gegenüber einlassen muss, reichen oft, um zum Beispiel die Handyklebrigkeit zu durchbrechen.
- Alarme. Funktioniert nicht immer, aber oft genug, um es hier aufzuführen. Ein Alarm (am Handy, meiner Uhr oder von Alexa), der mich daran erinnert, dass ich schon (zu) lange nicht tue, was ich tun will, hilft auch oft (Kannst du nutzen, wenn du Timeboxing betreibst und jede Box im Vorfeld mit einem Alarm versiehst).
Langfristige Energietankstellen
Und dann gibt es die Dinge, die gegen die echte Erschöpfung helfen. Energiebooster, die mir langfristig helfen, Kraft zu tanken und vor allem dafür sorgen, dass die sich nicht so schnell wieder erschöpft. Hier geht es nicht um schnelle Impulse, sondern um etwas, das mir dauerhaft Energie gibt oder mir hilft, mein Energielevel zu halten.
Das hilft mir langfristig
Für mich sind das zum Beispiel:
- Alleinzeit. Ich brauche Zeit, die ich wie eine Eremitin völlig zurückgezogen von anderen Menschen verbringen kann (sogar von meinem Mann). Nur dann lasse ich wirklich alle Masken fallen, die sonst eben notwendig sind, um sozial angepasst durch den Tag zu kommen (Ich meine nicht unbedingt echtes Masking, sondern die gegenseitige Rücksichtnahme, die ein normales Miteinander eben so verlangt – und damit das ständige Analysieren und Interpretieren der Bedürfnisse aller anderen und die innere Feedbackschleife zu meinem eigenen Auftreten. Mich strengt das sehr an.)
- Sport. Ich bin wirklich kein Fan, aber wenn ich es schaffe, regelmäßig Bewegung in meinen Alltag einzubauen, die mich körperlich anstrengt, geht es mir besser. Meine Kopfschmerzen und die ADHS-Symptome sind dann schwächer und ich bin deutlich ausgeglichener und belastbarer.
- Luft. Ich weiß nicht, ob es wirklich die Luft ist – oder das Licht oder die Abwesenheit von Bildschirmen – aber Spaziergänge oder Sport im Freien helfen mir, den Kopf frei zu bekommen. Immer.
- Haushalt. Klingt widersinnig, aber den Haushalt zu erledigen, gibt mir tatsächlich Energie. Wobei hier das Ergebnis vermutlich ausschlaggebender ist als die Tätigkeit selbst. Äußere Ordnung für innere Ordnung und so… Aber wenn ich den Haushalt mache, kann ich Denken aka mein Hirn aufräumen. Und da Chaos im Kopf einer meiner größten Energieräuber ist, gibt mir das wieder Energie.
- Schlaf. Ich habe viel experimentiert, um herauszufinden, wie viel Schlaf ich wirklich brauche, wann und wie ich am besten schlafe usw. Und ich kämpfe damit immer noch. Sehr. Aber wenn ich regelmäßig 7,5 Stunden (gut) schlafe und zwar so, dass ich nicht erst mittags aufwache, dann geht es mir insgesamt besser – mit Blick auf Gesundheit, Laune und Leistungsfähigkeit.
Woran erkenne ich, dass mir etwas Energie gibt?
Aber das beantwortet ja immer noch nicht die eigentliche Frage. Woran kannst du jetzt also erkennen, ob dir etwas Energie gibt?
Körperlich
Zum einen erkenne ich an meiner physischen Verfassung, wie viel Energie ich habe. Mit ein bisschen Übung in Körperwahrnehmung kannst du diese „Symptome“ sehr leicht erkennen. Allerdings ist es hier besonders schwierig, Ursache und Wirkung auseinander zu halten, finde ich.
Wenn ich zum Beispiel sehr häufig Kopfschmerzen habe, habe ich auch wenig Energie. Aber sind die Kopfschmerzen jetzt die Ursache oder das Symptom für den Energieverlust? Das ist schwierig und deshalb kann ich nur am körperlichen Zustand allein keine eindeutigen Rückschlüsse auf meine Energie ziehen. Aber ein erster Anhaltspunkt ist das auf jeden Fall. Wenn mein Energiehaushalt ausgeglichen ist, erkenne ich das zum Beispiel an diesen Kriterien:
Ich bin tagsüber wach
Wenn ich tagsüber ständig schlafen könnte, ist das bei mir ein eindeutiges Zeichen, dass ich über meine Grenzen gegangen bin (in der Regel mit zu wenig Schlaf über einen zu langen Zeitraum). In dem Fall muss ich dafür sorgen, dass ich meinen Schlafrhythmus wieder normalisiere und merke dann recht schnell, wie mein Energieniveau wieder steigt.
Aber Achtung: Eine Nacht genug Schlaf beseitigt nicht die Folgen wochen-, monate- oder jahrelanger Vernachlässigung. Hier brauchst du Geduld (und ich auch, denn den Punkt habe ich immer noch nicht im Griff). Wenn du trotz guter Schlafroutine (täglich zur selben Zeit ins Bett und aufstehen) und ausreichend Schlaf (7 – 8 Stunden durchschnittlich für gesunde Erwachsene, kann aber individuell abweichen) ständig müde bist, lohnt sich ein Arztbesuch, denn auch bestimmte Mängel in der Nährstoffversorgung oder Krankheiten können Müdigkeit verursachen.
Ich habe keine schmerzhaften Verspannungen
Ich kämpfe seit Jahren gegen Verspannung im Nacken und den Schultern. Die werden schlimmer, wenn mein Energiehaushalt im Eimer ist. Ob ich sie dann nur stärker spüre, weil meine Ignoranzschwelle niedriger ist oder ob wirklich die Verspannungen verstärkt werden, weiß ich nicht. Aber: Wenn die Verspannungen schlimmer sind, habe ich ziemlich sicher Bewegung und Erholung vernachlässigt und das wirkt sich direkt auf mein Energieniveau im Ganzen aus.
Ich stolpere weniger und stoße nicht ständig gegen etwas
Ob das wirklich ein allgemeingültiges Kriterium ist, weiß ich nicht. Ich bezweifle es. Aber ich bin ziemlich tollpatschig. Meine Schuhe sind an der Spitze alle abgestoßen, weil ich ständig über Bordsteine stolpere oder gegen Steine und Wurzeln laufe. Ich laufe hier ständig gegen Möbelstücke oder (besonders eklig) Türklinken. Je niedriger mein Energielevel, desto größer meine Tollpatschigkeit. Das kennst du vielleicht auch, wenn du richtig müde (oder betrunken) bist: Dann schwanken wir und können Entfernungen nicht mehr gut abschätzen.
Je höher mein Energieniveau, desto weniger blaue Flecken. Das ist ein bisschen übertrieben, aber ich kann tatsächlich auch an meinem Körper ablesen, wie es um meine Energie bestellt ist.
Ich habe keine Gelenk- und Kopfschmerzen
Dieses Symptom ist sehr spezifisch und hängt vor allem mit meinen chronischen Krankheiten zusammen. Meine Kopfschmerzen und die Migräne treten häufiger auf, wenn ich nicht ausreichend auf Erholung achte. Und wenn ich richtig bis auf die Knochen erschöpft bin – vor allem körperlich – dann merke ich das oft daran, dass mir die Gelenke in den Beinen weh tun. Erst das Sprunggelenk, dann die Knie und zum Schluss die Hüfte.
Wirklich schmerzfrei bin ich selten, aber je höher mein Energieniveau, desto weniger Schmerzen habe ich (oder zumindest ist meine Toleranzschwelle höher). Und: Je höher das Energieniveau, desto mehr Energie kann ich dafür abzweigen, die Schmerzen auszuhalten aka schlicht zu ignorieren.
Ich habe Lust auf und an Bewegung
Logisch, oder? Je mehr Energie ich habe, desto leichter fällt mir Bewegung. Das ist aber leider ein ziemlich hinterhältiges Kriterium, denn: Bewegung selbst gibt uns Energie, auch wenn sie sich anstrengend und ätzend anfühlt. Das hängt mit den Neurotransmittern zusammen, die beim Sport ausgeschüttet werden. Es wäre also fatal, keinen Sport zu machen, nur weil du keine Lust und keine Motivation (aka Energie) dafür hast.
Wichtig ist die Balance: Du musst eine Art von Bewegung finden, die du langfristig erträgst (solange, bis sie irgendwann Spaß macht) und die dich gleichzeitig körperlich fordert. Du musst ins Schwitzen oder außer Atem kommen, um wirklich von Bewegung zu profitieren. Je unfitter du bist, desto schwieriger ist es, diese Balance zu finden. Denn wenn wir unfit sind, wird jede Anstrengung zur Qual und Quälerei will unser Gehirn vermeiden und wird uns eine gute Ausrede nach der anderen präsentieren. Ich bin derzeit auch wieder an diesem Tiefpunkt und muss einen Weg finden, Sport wieder in meinen Alltag einzubauen.
Ich mache nicht sofort schlapp
Hast du Kinder? Die sind ein perfekter Gradmesser für deinen Energiehaushalt. Hast du nach einer halben Stunde mit ihnen auf dem Spielplatz, im Schwimmbad oder im Garten das Gefühl, fix und fertig zu sein? Dann brauchst du eindeutig mehr Energie.
Körperliche Symptome sind für mich ein Hinweis, aber um einzuschätzen, ob mir etwas Energie gibt oder nicht, sind sie eher weniger brauchbar. Warum? Aus drei Gründen:
- Körperliche Symptome treten – zumindest bei mir – erst auf, wenn ich meinen Energiehaushalt schon so lange vernachlässigt habe, dass sich das nicht mehr so einfach und schnell korrigieren lässt. Ich will also im besten Fall nicht so lange warten.
- Körperliche Symptome können zahlreiche Ursachen haben und mangelnde Energie ist oft auch eine Folge und nicht unbedingt die Ursache.
- Maßnahmen, die die körperlichen Symptome lindern, sind selten hilfreich, wenn es darum geht, mir langfristig wieder Energie zu geben (Schmerzmittel, Massagen gegen Verspannungen, …).
Ein wichtigeres Indiz sind deshalb für mich geistige und emotionale Auswirkungen.
Geistig
Ganz grob fällt unter geistige Auswirkungen alles, was meine Leistungsfähigkeit und meine Kreativität betrifft. Für mich ist das die eindeutigste Kategorie. Und die, um die es mir in der Regel geht, wenn ich neue Ideen für Energietankstellen ausprobiere.
Mein Kopf ist ruhig(er)
Mit ADHS ist das vielleicht das wichtigste aller Kriterien. Aber auch das kurzlebigste. Dinge, die mir helfen, den Lärm und das Chaos im Kopf einzudämmen, sind der Goldstandard aller Energietankstellen. Wenn der Kopf mit 8 Millionen Gedanken gleichzeitig beschäftigt ist, kostet es unglaublich viel Energie, die alle in Schach zu halten und sich nicht darin zu verheddern, sondern fokussiert zu bleiben.
Maßnahmen, die das Chaos aufräumen, helfen Energie zu sparen. Und übrigens, Pro-Tipp: Energie zu sparen, indem wir bestimmte Dinge nicht oder anders machen, ist viel einfacher als neue Dinge in unseren vollen Tag zu quetschen, die uns frische Energie geben sollen. Es lohnt sich also, erstmal zu schauen, wo du Energie sparen kannst – zum Beispiel, indem du Dinge automatisierst, zur Gewohnheit machst, weglässt oder vereinfachst.
Maßnahmen, die mir helfen, Energie zu sparen, indem sie Ruhe in meinen Kopf bringen, sind zum Beispiel:
- Checklisten nutzen für wiederkehrende Abläufe wie Wochenplanung usw.
- Regelmäßiger Braindump, damit mein Gehirn sich nicht alle 8 Millionen Gedanken, Ideen und Verpflichtungen merken muss
- Alarme und Erinnerungen für alles, was auch nur im entferntesten zeitkritisch sein könnte – und mehr als einen Alarm pro Verpflichtung
Ich kann mich lange konzentrieren
Das ist gleich ein doppeltes Kriterium – um herauszufinden, ob mir etwas Energie gibt (oder Energie spart) und um festzustellen, wie es gerade um mein Energielevel bestellt ist.
Dinge, die mir Energie geben oder Energie sparen, sind fast immer Dinge, auf die ich mich lange konzentrieren kann (wobei lange relativ ist – alles über 20 Minuten ist bei mir lange). Schreiben, lesen, Sport, aufräumen, putzen – auf all das kann ich mich problemlos eine Stunde am Stück konzentrieren oder länger. Achtung: Das bedeutet nicht, dass es mir zwingend Spaß macht oder dass mir das Anfangen leicht fällt. Es geht nur darum, ob ich dranbleiben kann, wenn ich einmal begonnen habe.
Gleichzeitig ist meine Konzentrationsdauer bei langweiligen, frustrierenden, nervigen Aufgaben ein guter Indikator dafür, wie hoch mein Energielevel ist. Wenn ich mal wieder am Rande der Erschöpfung entlang tanze und mich nur noch pure Sturheit am Laufen hält, lasse ich mich von allem und jedem ablenken. Bin ich erholt und entspannt, kann ich auch die Steuererklärung am Stück durchziehen.
Ich nehme mir Pausen
Klingt widersprüchlich und ist nicht zur Nachahmung empfohlen, aber es ist leider meine Realität: Ich habe oft Probleme, wirklich Pause zu machen. Damit meine ich: Weg vom Rechner, nicht mit dem Handy ablenken, sondern bewusst ein paar Minuten abschalten. Das fällt mir schwer – zum einen, weil mein Gehirn mit Leerlauf wirklich nicht gut umgehen kann. Zum anderen, weil ich durch meine 1001 Ideen, Projekte und Verpflichtungen oft das Gefühl habe, keine Zeit für Pausen zu haben.
Hab ich genug Energie, kann ich mich bei diesen Schwachsinnsgedanken ertappen und bewusst gegensteuern, also Pause machen. Ist mein Energielevel aber niedrig, merke ich oft nicht einmal, dass ich seit Tagen echtes Pausen-machen vergessen habe.
Ironischerweise sind regelmäßige Pausen selbst einer der wichtigsten Energielieferanten für das Gehirn. Wenn ich also keine Pause mache, sinkt meine Energie immer weiter, was dazu führt, dass ich noch weniger Pausen mache…
Ich kann anfangen
Anfangen ist mein Endgegner. Schlimmer noch als fokussiert zu bleiben, mich nicht abzulenken zu lassen, setzt mir die Aufschieberei zu. Selbst wenn ich etwas tun will (oder muss), kann es Stunden (im schlimmsten Fall Tage oder Wochen) dauern, bis ich wirklich anfangen kann. Und das wird schlimmer, je erschöpfter ich bin.
Wenn ich einigermaßen erholt bin, kann ich mich oft mit reiner Willenskraft (aka Sturheit) zwingen, anzufangen. Das funktioniert aber selbst an den besten Tagen nicht besonders zuverlässig. Deshalb habe ich ein ganzes Arsenal an Strategien und Werkzeugen, die mir in diesen Fällen den nötigen Energiebooster geben, um die Paralyse zu durchbrechen. Dieser Energieschub ist zwar nicht nachhaltig, hält also nicht lange an, reicht aber in der Regel, um den ersten Schritt zu machen. Und nur auf den kommt es an, denn wenn ich die ersten paar Minuten überstanden habe, kann ich in der Regel auch bis zum Schluss durchziehen.
Was mir hier besonders viel Startenergie gibt:
- Vereinfachung. Alles, was ich brauche, liegt oder steht schon in Griffnähe (und alles anderes ist weg!), alles ist vorbereitet. So fallen die meisten Ausreden weg.
- Body Doubling. Mit anderen gemeinsam in einem Raum zu sein (auch nur virtuell) hilft am meisten, weil dann alle gleichzeitig anfangen. Das zieht mit.
- Bewegung. Den Schreibtisch hochfahren, um im Stehen anzufangen oder kurz in die Küche gehen und mir einen Kaffee holen (und danach das Handy NICHT wieder in die Hand zu nehmen), durchbricht die Warteparalyse.
Wenn mein Energielevel richtig im Eimer ist, helfen allerdings auch diese Strategien nicht oder nur selten. Dann kann nur reine Panik (vor der Deadline und den Konsequenzen) die Paralyse brechen – ein richtig mieses Gefühl.
Mir unterlaufen weniger Flüchtigkeitsfehler
Dieses Magazin wird von einer Freundin Korrektur gelesen, bevor es in deinem Postfach landet (Danke!). Warum? Weil mein Gehirn sich abschaltet, sobald wir eine Sache zu Ende gedacht haben. Das ist beim Schreiben aber blöd, denn der Erstentwurf ist in der Regel voller Tippfehler, oft auch voller Schwächen in Rechtschreibung und Ausdruck.
Ich lese alles immer noch mal selbst. Aber mein Gehirn schaltet sich oft mitten im Lesen ab – und ich merke das erst drei Absätze weiter. Und so geht es mir auch bei anderen Aufgaben. Ich versuche, die Daten einer Excel-Tabelle zu kontrollieren, aber mein Gehirn produziert nur noch weißes Rauschen. Das ist nicht mal ein reines Konzentrationsproblem. Ich vergesse innerhalb von Sekunden, wonach ich suche, was ich korrigiere…
Wenn ich also entweder von Anfang an weniger Fehler mache (Zeichen dafür, dass der Kopf ruhig ist) oder mich gut auf die Korrektur konzentrieren kann, ist das immer ein Zeichen für ein hohes Energielevel.
Das ist allerdings ein Symptom, dass eher den grundsätzlichen Stand meines Energiehaushalts anzeigt. Es gibt keine Maßnahme, keine Energiespender, die das direkt auslösen.
Ich kann mich auf Gespräche einlassen
Das klingt furchtbar arrogant und egoistisch, aber ich habe oft große Probleme, mich auf Gespräche wirklich einzulassen. Ich bin eine ziemlich schlechte Zuhörerin. Viele Menschen sprechen mir viel zu langsam – dann bin ich mehr damit beschäftigt, zu verhindern, dass ich sie unterbreche und ihre Sätze beende als wirklich zuzuhören. Viele Themen langweilen mich und ich bin dann kaum in der Lage, mich wie ein „normaler“ Erwachsener trotzdem darauf zu konzentrieren. Das ärgert mich sehr, denn erstens will ich den Menschen in meiner Umgebung zuhören, wenn sie über Dinge reden, die ihnen wichtig sind und zweitens will ich meinen eigenen Horizont erweitern. Das geht aber nur, wenn man sich auf neue Themen einlässt.
An diesem Punkt merke ich also besonders schnell, ob mir etwas Energie gibt. Manche Menschen, manche Gespräche füllen meine Batterien nämlich automatisch auf. Es gibt einfach Themen, die mir Energie geben. Weil sie mich so faszinieren, dass ich ständig darüber reden könnte. Und auf jemanden zu treffen, der das teilt, ist ein unglaublicher Energiebooster.
Ich bin kreativ
Ich bin immer kreativ, schon immer gewesen. Deshalb kann ich eine bestimmte Form von Kreativität auch erzwingen, wenn ich wenig Energie habe. Aber den kreativen Flow, in dem Ideen und Projekte entstehen, die ich vorher nicht mal auf dem Schirm hatte – der setzt nur ein, wenn ich Energie habe oder bekomme. Interessanterweise ist das bei mir fast ausschließlich in Zusammenarbeit mit anderen Menschen der Fall (siehe vorheriger Punkt).
Wenn ich zum Beispiel Seminare gebe, komme ich am Ende des Tages fix und alle, aber mit einem Kopf voller neuer Content- oder Angebotsideen daheim an. Das passiert nie, wenn ich allein vor mich hin brainstorme.
Emotional
Bleiben noch die emotionalen Symptome. Die sind wie ein Geigerzähler. Der zeigt dir sofort an, wie hoch die Radioaktivität gerade ist. Dein emotionaler Zustand, vor allem deine Fähigkeit Emotionen zu regulieren, zeigt dir sofort an, wie es um deinen Energiehaushalt bestellt ist.
Ich habe weniger Stimmungsschwankungen
Ich kann sehr, sehr launisch sein. Ich raste zwar selten aus, sondern internalisiere Frust und Zorn eher. Aber ich habe eine Tendenz zu passiv-aggressivem Verhalten, die ich mir nur sehr schwer abgewöhnen kann (Ich arbeite dran).
Je niedriger mein Energielevel, desto höher sind meine emotionalen Ausschläge und desto schwieriger ist es für mich, mich zu regulieren und angemessen zu reagieren. Zum Glück gibt es hier Mittel und Wege, sofort für Abhilfe zu sorgen.
Ich kann meine emotionalen Energiespeicher in solchen Momenten relativ einfach wieder auffüllen durch:
- Natur. Rausgehen, atmen, im besten Fall Bewegung. Hilft immer, selbst bei Dreckswetter. Nur kann ich mich viel seltener zu einem Spaziergang aufraffen, als mir gut täte. Auch daran arbeite ich.
- Journaling. Ich kann nicht gut reden, wenn es mir nicht gut geht. Um Hilfe bitten oder einzugestehen, dass ich überfordert bin, fühlt sich immer noch nach Schwäche an. Wenn die Situation eh angespannt ist, schaffe ich das nicht. Schreiben geht aber immer und hilft. Ungefiltert aufschreiben, was gerade los ist. Das hilft, Ordnung in das Gefühlschaos zu bringen, zu identifizieren, was ich fühle und Lösungen zu finden, indem ich die Ursache klar herausarbeiten kann. Danach kann ich dann auch mit jemandem reden und mir zum Beispiel eine andere Meinung einholen.
Ich habe nicht ständig ein schlechtes Gewissen
Ich habe oft das Gefühl, für alle in meinem Umfeld verantwortlich zu sein. Dafür sorgen zu müssen, dass es ihnen gut geht und sie zufrieden sind. Das ist sauanstrengend und inzwischen weiß ich auch, dass es Quatsch ist. Da ich nicht direkt beeinflussen kann, wie andere fühlen, kann die Verantwortung dafür auch nicht bei mir liegen.
Trotzdem habe ich oft ein schlechtes Gewissen – vor allem, wenn ich für mich Grenzen setze, die von außen schwer zu verstehen sind. Wenn ich zum Beispiel meinem Mann sage, dass ich die Wohnung so gern mal ein paar Tage für mich hätte. Oder mich bei Besuchen bei meinen Eltern oder Schwiegereltern stundenlang in mein Zimmer zurückziehe, um allein zu lesen. Auf andere wirkt das oft egoistisch und arrogant. Dabei ist es nur ein Zeichen dafür, dass meine sozialen Batterien restlos aufgebraucht sind.
In der Theorie weiß ich, dass ich das darf und dass wir alle mehr von einander haben, wenn ich auch gut drauf bin. Praktisch zwinge ich mich oft, solche Situationen auszuhalten. Und wenn gar nichts mehr geht und ich meine Grenzen einhalten muss (oder ruppig werde), habe ich ewig ein schlechtes Gewissen und überkompensiere beim nächsten Mal. Und dann fängt alles wieder von vorn an.
Was mir am besten hilft
Wenn ich genug Energie habe, merke ich rechtzeitig, dass ich mich einem Energietief nähere. Und ich kann vor allem objektiv beurteilen, ob es angemessen und möglich ist, sich zum Beispiel zurückzuziehen. Mit genug Energie kann ich diese Bedürfnisse dann auch auf eine Art und Weise kommunizieren, die andere nicht vor den Kopf stößt und gelassener mit irritierten Reaktionen umgehen.
Hier ist Vorbereitung alles. Ich versuche, vorher möglichst viel Energie zu tanken, indem ich zum Beispiel genug schlafe und offene Aufgaben abschließe, damit ich die nicht gedanklich auch noch mitschleppe. Und ich habe Strategien vorbereitet, die mir helfen, wenn ich durchziehen muss oder will:
- Fidget Toys. Ich hab immer ein Spiralhaargummi am Handgelenk oder in einer Hosentasche. Damit zu spielen, hilft mir, mich zu erden und es fällt nicht auf.
- Klopausen. Je überforderter ich bin, desto häufiger gehe ich auf die Toilette. Einfach, weil das eine sozial akzeptierte Art ist, sich kurz zurückzuziehen.
- Komplizen. Mit meinem Mann vorher ein Zeichen abzusprechen, das ihm zeigt, dass mir alles zu viel wird, hilft enorm. Dann kann er nämlich einspringen und ein Gespräch am Laufen halten, während ich mich geistig ausklinken kann, ohne unhöflich zu wirken.
Ich beziehe die Schwingungen anderer nicht direkt auf mich
Das hängt eng mit dem letzten Punkt zusammen. Je niedriger mein Energielevel, desto schneller falle ich in alte Denk- und Verhaltensmuster zurück. Und die drehen sich oft um einen eher geringen Selbstwert.
Das schlechte Gewissen, wenn ich „zu egoistisch“ bin, ist ein Symptom. Überaktive Antennen für die Stimmungen um mich herum sind ein anderes. Ich nehme sehr genau wahr, wie jemand gelaunt ist. Das ist an sich nicht schlecht. Es hilft im Miteinander sogar. Aber wenn ich keine Energie habe, beziehe ich schlechte Schwingungen sofort auf mich. Dann suche ich nicht nur in meinem Verhalten nach dem Grund (und nur dort), sondern versuche auch alles, um die Stimmung zu verbessern. Das ist für mich anstrengend und kann für andere sehr nervig sein.
Hier helfen mir Atemübungen. Und das ist weniger spirituell, als es klingt. Aber bei Anspannung atmen wir flacher und schneller, was Stressreaktionen im Körper begünstigt. Bewusst zu Atmen hilft, sich im Jetzt zu verankern statt aktionistisch loszupreschen. Ich reguliere meine Körperreaktionen herunter, meine Emotionen folgen und dann kann ich in Ruhe analysieren, ob ich wirklich etwas falsch gemacht habe. Ich nutze entweder die Boxatmung (4 Schläge ein, 4 halten, 4 aus, 4 halten) oder die 4-7-8-Methode (4 ein, 7 halten, 8 aus).
Fazit: So erkennst du, was dir Energie gibt
Ganz knapp zusammengefasst, erkenne ich also an drei Kriterien, wie es um meinen Energiehaushalt steht und ob mir etwas Energie gibt oder nicht:
- Wie fit bin ich? (Körperliche Ausdauer und Kraft)
- Wie leistungsfähig bin ich? (Belastbarkeit, Kreativität und Konzentration)
- Wie ausgeglichen bin ich? (Selbstbewusstsein und emotionale Stabilität)
Aber es ist nie eine isolierte Maßnahme, die mir Energie gibt. Vielmehr brauche ich ein Zusammenspiel aus kurzfristigen Boostern und langfristigen Anpassungen meiner Umgebung und meines Alltags. Ich baue mir also eine Umgebung und Systeme, die mir (und nur mir, denn das ist extrem individuell) helfen, meine Energiereserven regelmäßig aufzufüllen beziehungsweise nicht so schnell zu leeren.
Und was dabei funktioniert, wandelt sich. An manchen Tagen hat Maßnahme A die größte Wirkung, an anderen verpufft sie völlig. Deshalb ist es so wichtig, für sich selbst herauszufinden, was dir Energie gibt bzw. was für dich Energie spart. Bastel dir ein Buffet und wähl jeden Tag, jede Woche je nach Appetit und Nährstoffmangel neu aus, was davon du „isst“.
Wichtig: Nicht alle „Symptome“ von mehr Energie treten bei jedem auf. Es wäre fatal, wenn du hilfreiche Maßnahmen wieder verwirfst, nur weil sie nicht jedes einzelne Kriterium erfüllen. So wie wir einen Energiemangel alle ein bisschen anderes wahrnehmen, empfinden wir auch ein Energiehoch alle unterschiedlich.
Energietagebuch führen
Um herauszufinden, was für dich funktioniert, kannst du eine Zeit lang ein Energietagebuch führen. Das geht so:
- Schreib dir eine Liste mit Dingen, von denen du glaubst, dass sie dir Energie bringen. Als Inspiration kannst du meine „50 Tipps für mehr Energie“ nutzen.
- Jetzt setzt du regelmäßig (am besten mehrfach pro Woche oder sogar täglich) eine dieser Ideen um.
- Dafür notierst du:
- Auf einer Skala von 1 – 10: Wie hoch ist dein Energielevel jetzt gerade (vorher)?
- Was genau probierst du aus? Sei spezifisch. Beschreib genau, welche Maßnahme du wie umgesetzt hast, wie lange, wo, mit wem…
- Wie geht es dir 1) unmittelbar und 2) in den Stunden danach in Bezug auf dein Energielevel? (Manche Maßnahmen machen dich erstmal fertig (Sport), steigern aber in den Stunden danach dein Energielevel.)
- Was könntest du optimieren? (Bspw.: Sport hat gut getan, aber die Fahrt ins Fitnessstudio hat dich Energie gekostet – nächstes Mal Sport daheim testen)