Wenn dich das Bullet Journal überfordert

Wenn dich das Bullet Journal überfordert

Das Bullet Journal „richtig“ zu führen, kann überwältigend sein. Und unheimlich viel Zeit fressen. Muss es aber nicht. Fühlst du dich auch manchmal überfordert von deinem BuJo? Dann kommen hier meine besten Tipps für ein Bullet Journal, das dir wirklich hilft statt eine weitere Verpflichtung zu sein.

Aufwändige Set ups, das ständige Übertragen, Planen und dann auch noch Reflexion… Ich verstehe schon, warum einige von euch das Bullet Journal frustriert wieder ins Regal gestellt haben und sich überfordert fühlen. Und trotzdem bleibe ich dabei: Vom BuJo kann wirklich jeder profitieren. Auch du. Wenn du ein paar Tipps berücksichtigst. Hier kommen meine besten:

Überfordert? Erwartungen korrigieren!

Der wichtigste Punkt zuerst. Lass uns mal kurz darüber reden, was das Bullet Journal eigentlich ist. Oder vielmehr, was es NICHT ist:

  • Es ist KEIN selbstgemalter Kalender.
  • Es ist KEIN Kunst-Journal.
  • Es ist KEIN Tagebuch.

Es kann alles davon sein. Wenn dir das gut tut und es dir nützt. Aber wer zum ersten Mal vom Bullet Journal liest, stolpert in der Regel über all die Einträge auf Google, die aufwändig gestaltete Journale zeigen. Oder über Youtube-Videos, in denen Menschen erzählen, wie sie durch tägliche Reflexion im Bullet Journal ihr Leben umgekrempelt haben. Und dass einen das überfordert, ist ja kein Wunder. Beides ist eine Möglichkeit. Aber es ist keine Verpflichtung.

Das Tolle am BuJo ist eben, dass es DEIN perfektes Werkzeug werden soll. Und das es genau deshalb für jeden anders aussieht. Das BuJo hat in meinem Verständnis drei Ziele:

  1. Es soll dir helfen, deine Tage besser zu planen. Also: Mehr Überblick, weniger Last-Minute-Panik.
  2. Es soll dir helfen, deine Tage mehr zu genießen. Also: Mehr Achtsamkeit, weniger Stress.
  3. Es soll dir helfen, dein Leben bewusster zu gestalten. Also: Mehr entscheiden, weniger passieren lassen.

Wie das allerdings passiert, ist ganz allein deine Sache. Wenn du gerade keine Zeit und/oder keine Nerven für ausgiebige Reflexionen wie in einem Tagebuch hast, lass sie weg. Wenn du nicht mehr Planung brauchst, als in deinem (digitalen) Kalender passiert, nutz das Daily im BuJo für Notizen oder eine Ta-Da- statt einer To-Do-Liste. Es liegt an dir, was du daraus machst. Und kein Ansatz ist „falsch!“

Überfordert? Funktionalität vor Schönheit!

Daraus leitet sich auch gleich der nächste Tipp ab: Funktionalität kommt immer vor Schönheit. Wenn du zeichnen, malen, stickern, dekorieren, stempeln, reißen, brennen und weiß-ich-was-noch genießt und die Zeit dafür hast: Tob dich aus! Aber wenn nicht, ist das kein Grund, das BuJo frustriert aufzugeben.

Um ein Bullet Journal zu führen, brauchst du ein Notizbuch (digital oder analog) und einen Stift. Macht gutes Papier und eine Auswahl an hochwertigen Stiften mehr Spaß? Mir schon. Aber das ist auch teu(r)er und es kann ewig dauern, die „richtige“ Kombination aus Papier und Stift zu finden. Ein Werbegeschenk-Kuli und ein altes Schulheft funktionieren deshalb ganz genauso.

Verzettel dich nicht in Überlegungen zur Gestaltung. Fang an und beobachte, was für dich funktioniert. Wofür brauchst du mehr Platz? Wo würdest du dich über ein bisschen Farbe oder Deko freuen? Oder findest du das alles albern und willst einfach nur Pläne und Notizen an einem Ort sammeln, an dem du alles wiederfindest?

Du entscheidest. Und dafür musst du wissen, was du eigentlich brauchst. Dazu kommen wir gleich noch genauer.

Vorher noch ein Extra-Tipp: Um den Frust später zu vermeiden, sorg von Anfang an dafür, dass du die Dinge in deinem BuJo auch wiederfindest. Das geht zum Beispiel mit diesen Tipps:

  • Schreib ein ausführliches Inhaltsverzeichnis
  • Nutz Querverweise, indem du neben die Seitenzahl der aktuellen Seite die Seitenzahlen schreibst, die weitere Infos zum selben Thema beinhalten
  • Markier dir Schlagwörter in deinen Dailys, damit sie beim Überfliegen ins Auge fallen.
  • Nutz das Rapid Logging, um schneller zwischen Terminen, Aufgaben und Notizen zu unterscheiden.

Überfordert? Was brauchst du wirklich?

Bevor du dein Bullet Journal (wieder) nutzt, nimm dir ein paar Minuten Zeit und schreib dir auf, was du dir vom BuJo erhoffst. Welchen Zweck soll es für dich erfüllen. Ich möchte, dass du das schriftlich festhältst, damit du darauf zurückkommen kannst, wenn du dich verzettelst und der Frust wieder auftaucht.

Und unterzieh diese Erwartung ab und an einer Realitätsprüfung, denn was dein BuJo für dich tun soll, ändert sich regelmäßig. Und wenn du die „falschen“ Erwartungen zu erfüllen versuchst, bist du auch wieder überfordert.

Ich hab mein Bullet Journal anfangs vor allem genutzt, um mich kreativ auszutoben und Gewohnheiten zu tracken. Es sollte mir Ruhe und Freude schenken. Mit der Zeit wurde der Planungscharakter wichtiger für mich. Eine Zeitlang war es mein Haupttool zur Verwaltung meiner Aufgaben. Es sollte mir also vor allem einen Überblick bieten und mich produktiver machen.

Heute soll mein Bullet Journal mir helfen, achtsamer und stressfreier durch meinen Alltag zu kommen. Ich nutze es viel mehr zur Reflexion, aber auch als Erinnerungsaufbewahrer. Und es hilft mir, mein Gedankenchaos zu sortieren, strukturieren und in konkrete, realistische Pläne und Projekte zu verwandeln.

Lass dich nicht von all den unfassbar aufwändigen und wunderschönen BuJos im Internet verführen. Bleib bei dir. Die Frage ist nicht, was du gern hättest oder wie du als Planer oder Planerin gern wärst. Die Frage ist, was du jetzt gerade von einem Werkzeug brauchst, um dein Leben, deinen Alltag stressfreier zu bewältigen.

Den Rest kannst du ausprobieren, wenn du Zeit und Lust hast. Aber wenn du dein Ziel notiert hast, kannst du dich in diesen Experimenten nicht mehr verzetteln.

Routine finden

Das Bullet Journal fühlt sich vor allem dann überwältigend an, wenn du es eine Zeitlang ignoriert hast. Das passiert schon mal. Entweder, weil zu viel los war. Oder weil du keinen Zugang gefunden hast und nicht wusstest, wie du es nutzen willst.

Aber die Gefahr, dass es liegen bleibt und du gar nicht mehr reinkommt, wird größer, wenn du keine Routine hast. Sobald du also weißt, WAS dein Bullet Journal für dich leisten sollst, überleg dir auch, WIE du damit arbeiten willst.

Für mich bedeutet das aktuell: Das BuJo liegt den ganzen Tag neben mir. Tagsüber nutze ich das Daily, um Notizen zu machen, wobei das Jobmitschriften ebenso sein können wie kurze Tagebucheinträge. Außerdem fülle ich meine Tracker aus. Ich tracke Schlaf, Schmerz, Bewegung und Trinkmenge in einer Art Schmerztagebuch wegen meiner Migräne. Außerdem schreibe ich mir die Bücher auf, die ich gelesen habe. Und jeden Tag notiere ich das aus meiner Sicht wichtigste Ereignis aus meinem Alltag.

Normalerweis gehe ich das Daily im BuJo abends noch mal kurz durch, um offene Aufgaben zu identifizieren und auf die Sammelliste zu übertragen. Das erspart mir Aufwand für die Wochenplanung. Aber in stressigen Wochen bin ich gerade von dieser Kleinigkeit total überfordert (und lasse sie dann auch weg). Aber da die tatsächliche Planung inzwischen wochenweise in TickTick und meinem Google-Kalender abläuft, ist das ohnehin keine feste, tägliche Routine mehr.

Trotzdem: Mein Daily für den nächsten Tag aufzusetzen, schließt meinen Tag ab. Zumindest an Arbeitstagen ist das meine letzte Amtshandlung und eine schöne Feierabend-Routine (die ich zeitlich durchaus ein bisschen vorverlegen dürfte).

Alternativen suchen

Es kann auch sein, dass dir die Flexibilität, die der große Vorteil des BuJos ist, einfach nicht liegt. Vielleicht brauchst du sie gar nicht und genießt es, deine Planung nach einer festen, vorgegebenen Struktur abzuarbeiten. Das ist in Ordnung. Dann ist das BuJo vielleicht einfach nicht das beste Werkzeug für dich. Ich glaube, du könntest damit trotzdem erfolgreich planen.

Aber wenn es stresst, dass du jeden Tag selbst entscheiden musst, was du aufschreibst, wohin und in welche Länge, dann schau dich nach Alternativen um. Vielleicht fühlst du dich mit einem vorgeschriebenen Kalender, der auch ausreichend Platz für Notizen und Listen bietet, viel wohler.

Vergiss nicht, warum ich das BuJo immer empfehle: Weil du es zum besten Werkzeug für DICH machen kannst. Weil es nämlich um dein Leben, deine Planung, deine Bedürfnisse geht. Und wenn du die mit einem anderen Werkzeug bequemer und stressfreier umsetzen kannst, dann quäl dich nicht mit einem Bullet Journal. Du musst es ja nicht ganz und gar vergessen. Vielleicht kommt eine Zeit, in der du mehr Lust darauf hast. Und wenn nicht, ist das auch in Ordnung. Solange du die Sache mit der Planung nicht völlig aufgibst und im Chaos ertrinkst, ist jede Entscheidung die richtige, solange DU sie für dich triffst.

Überfordert? Hier kommt eine Extraportion Inspiration

Du willst es mit dem BuJo noch mal versuchen, aber mit einem minimalistischen Ansatz? Dann probier doch mal, ob diese Routine für dich funktioniert:

  1. Mach einen Braindump auf der nächsten freien Seite. Schreib alles untereinander, was gerade deinen Kopf verstopft. Aufgaben, Termine, Verpflichtungen, Ideen, Beobachtungen, Projekte, Sorgen… Raus aus dem Kopf damit. Sortieren, bewerten und strukturieren musst du davon jetzt nichts. In diesem Schritt sorgst du nur für mehr Ruhe im Kopf durch die Gewissheit, dass nichts davon mehr verloren gehen kann.
  2. Leg eine Sammelliste für deine Aufgaben an. Plan dafür mindestens eine Doppelseite ein. Übernimm alle Aufgaben aus dem Braindump auf diese Liste. Deadlines kannst du links vor die Aufgaben schreiben, die ein Fälligkeitsdatum haben.
  3. Leg eine Terminübersicht für den Monat an. Wenn du selten mehr als einen Termin pro Tag hast, schreib einfach die Tage untereinander und die Termine daneben. Wenn du mehr Termine hast, leg dir Wochenspalten an und schreib die Termine darin untereinander.
  4. Schreib den Wochentag und das Datum oben auf die nächste freie Seite. Schreib dir darunter die Termine des Tages und daneben die 3 bis 5 wichtigsten Aufgaben aus der Sammelliste, die du an diesem Tag erledigen willst. Nicht mehr, sonst musst du am Ende nur wieder ewig viele Tasks übertragen. Wenn du schneller als erwartet alle Prioritäten erledigt hast, kannst du im Laufe des Tages jederzeit zur Sammelliste zurückkehren und dir weitere Aufgaben aussuchen und ins Daily ziehen.

Den Brain Dump kannst du jederzeit wiederholen. Ich mache das immer, wenn ich das Gefühl habe, mein Gehirn hängt sich gleich auf, weil es so viele Dinge gleichzeitig prozessiert. Sammelliste und Terminübersicht würde ich monatlich neu aufsetzen. Das ist ein guter Kompromiss zwischen „nicht so oft übertragen müssen“ und „den Überblick behalten.“ Viel Spaß beim Ausprobieren!