Binaural Beats für mehr Fokus und Konzentration

Binaural Beats versetzen das Gehirn in Schwingungen, die bei Konzentration oder Entspannung helfen. Probier das unbedingt mal aus – vor allem, wenn du dich normalerweise leicht ablenken lässt.

Es fühlt sich an, als würde mein Gehirn in meinem Schädel leicht vibrieren. Ich habe Kopfhörer in den Ohren, über die ich zum ersten Mal Binaural Beats höre. Klingt wie Entspannungsmusik mit einem unterschwelligen Brummen und soll mir jetzt helfen, mich endlich auf das Skript zu konzentrieren, das ich endlich lesen muss.

Was du brauchst:

  • Kopfhörer! Da du auf beiden Ohren unterschiedliche Töne hören musst, damit die Gehirnfrequenz beeinflusst wird, funktioniert das nur über Kopfhörer.
  • Gute Binaural Beats. Es gibt dafür diverse Apps. Ich nutze Binaural Beats von Craftsman Spirit, aber es gibt unzählige Anbieter. Binaural-Playlists auf Spotify oder ähnlichen funktionieren dagegen nicht so gut – vermutlich, weil die Klänge dort komprimiert werden.

Tatsächlich ist die Musik das Unwichtigste an der ganzen Sache. Sie ist austauschbar. Wichtig ist der Brummton – oder besser die Brummtöne, denn es sind zwei. Auf jedem Ohr kommt ein leicht anderer Ton an. Für mich ist das nicht wahrnehmbar. Ich höre nur einen Ton und spüre dieses Vibrieren im Kopf. Doch tatsächlich schwingen die beiden Töne in unterschiedlichen Frequenzen. Den Tonunterschied gleicht mein Gehör beziehungsweise mein Gehirn aus, indem es einen eigenen Ton erzeugt, der ziemlich genau zwischen den beiden ursprünglichen liegt und pulsiert. Die Gehirnwellen schwingen dann mit einer Frequenz, die genau der Differenz zwischen den beiden Tönen entspricht.

Beispiel:

Wenn du auf einem Ohr einen Ton mit 230 Hz hörst und auf dem anderen einen Ton mit 250 Hz, schwingt dein Gehirn in einer Frequenz von 20 Hz – das ist ungefähr die Frequenz, die normalerweise so den Tag über vorliegt.

Dein Gehirn schwingt in verschiedenen Frequenzbereichen

Je nachdem, ob du dich entspannst oder konzentrierst, schwingt dein Gehirn in unterschiedlichen Frequenzen. Mediziner können die als Wellen in einem Enzephalogramm sichtbar machen und unterscheiden dabei in fünf Frequenzbereiche: Delta, Theta, Alpha, Beta und Gamma.

Wenn wir uns sehr stark konzentrieren, schwingt das Gehirn in Gamma-Wellen (über 30 Hz), sind wir wach, aber nicht angestrengt, liegen bei gesunden Erwachsenen in der Regel Beta-Wellen an (13 bis 30 Hz), Entspannung bei geschlossenen Augen versetzt dein Gehirn in Alpha-Wellen (8 bis 13 Hz), leichter Schlaf führt zu Theta-Wellen (4 bis 8 Hz) und in der Tiefschlafphase funkt dein Gehirn mit Delta-Wellen (unter 4 Hz).

Binaural Beats versuchen nun, diese Frequenzen künstlich herzustellen. Willst du dich entspannen, wählst du also Beats aus, bei denen die beiden Töne vielleicht 10 Hz auseinander liegen, um dein Gehirn in Alpha-Wellen zu versetzen. Musst du dich auf eine schwierige Aufgabe konzentrieren, möchtest du dein Gehirn dagegen zu Gamma-Wellen anregen und wählst Töne, deren Differenz entsprechend um die 30 Hz beträgt. Aber Achtung: Wenn dein Problem nicht die Konzentration selbst ist, sondern eher eine innere Angespanntheit und Aufregung, kann es sein, dass dir Alphawellen besser helfen als Gammawellen, weil sie dein Gehirn zur Ruhe bringen – und du so überhaupt erst in der Lage bist, dich zu konzentrieren.

Übrigens, keine Sorge, du musst nicht selbst rechnen. Alle Apps und Websites, die Binaural Beats anbieten, haben die Klänge bereits in Kategorien wie „Konzentration“, „Kreativität“ oder „Entspannung“ eingeteilt. Du musst nur noch auswählen.

Meine Erfahrung mit Binaural Beats

Für mich funktionieren die Fokus-Beats am besten. Allerdings ist das auch eine Frage der Hintergrundmusik. In der App, die ich nutze, gibt es zum Beispiel „Fokus“ und extra die Kategorie „Study“. In dieser ist mir die Hintergrundmusik viel zu abwechslungsreich. Das lenkt mich wahnsinnig ab und macht mich ganz nervös, deshalb nutze ich die nie. Wenn die erste Vision nicht gleich perfekt funktioniert, gib also nicht auf und probier einfach eine andere, passende Kategorie (oder auch eine andere App/Website).

Erstaunlicherweise führen bei mir übrigens die Konzentration-Klänge auch zu Entspannung. Ein bisschen seltsam fühlt sich dieses Vibrieren in meinem Schädel am Anfang schon an. Aber nach wenigen Augenblicken werde ich vollkommen ruhig. Ich spüre sogar körperlich, wie ich loslasse. Mein Kiefer, der vom Zähne beißen dauerverkrampft ist, lockert sich. Meine Nackenmuskulatur ebenso. Und für mich völlig verblüffend bin ich tatsächlich schon wenige Minuten später voll konzentriert auf meine Aufgabe und schaffe es, eine gute halbe Stunde dabei zu bleiben, ohne mich ein einziges Mal ablenken zu lassen.

Mit so einem Ergebnis hatte ich tatsächlich nicht gerechnet. Und nach ein paar Monaten Arbeit mit Hilfe der Binaural Beats muss ich auch eingestehen: Das war ein Glücksfall. Es klappt längst nicht jedes Mal so perfekt. Aber es klappt tatsächlich jedes Mal deutlich besser als ohne Binaural Beats.

Die Wirkung ist bei mir inzwischen sogar verstärkt, weil die Binaural Beats zu einem Ritual, einer Gewohnheit, geworden sind. Und gute Gewohnheiten sind der Goldstaub deines Zeitmanagements. Wenn ich die Kopfhörer aufsetze und die App starte, weiß mein Gehirn schon, dass jetzt eine Konzentrationsphase folgt. Ich habe das Gefühl, dass es durch diese Routine inzwischen sogar noch schneller auf die richtige Frequenz „umschaltet“.

In einer Meta-Studie fanden amerikanische Wissenschaftler übrigens heraus, dass Binaural Beats am besten wirken, wenn du sie über längere Zeit hörst – und wenn du sie nicht erst zu einer Aufgabe einsetzt, sondern schon einige Zeit hörst, bevor du mit der Arbeit anfängst.

Wobei können dir Binaural Beats helfen?

Anbieter von Binaural Beats machen eine Menge großer Versprechen. So sollen sie zum Bespiel zu mehr

  • Entspannung
  • Konzentration/Fokus
  • Erinnerung/Gedächtnisleistung
  • Aufmerksamkeit
  • Schlafqualität

verhelfen und gleichzeitig zu weniger

  • Stress
  • Angst/Panik
  • Schmerzempfinden.

Doch was ist dran? Es gibt inzwischen mehrere Studien zu dem Thema, doch so richtig gut erforscht ist das Thema noch nicht. In einer Meta-Studie über 23 Einzelstudien wiesen Wissenschaftler allerdings nach, dass Binaural Beats nicht nur helfen können, mit Angst und Schmerzen besser umzugehen. Darüber hinaus belegten Einzelstudien auch kognitive Effekte durch Binaural Beats, also zum Beispiel eine verbesserte Aufmerksamkeit oder Konzentration.

Doch es gibt durchaus auch Studien, die zum Ergebnis kommen, dass Binaural Beats weniger halten, als sie versprechen. So erschien 2015 in der Zeitschrift für Neuropsychologie ein Artikel eines Forscherteams der TU Chemnitz, das untersuchte, ob Binaural Beats den Stresslevel senken können. Ihr Ergebnis: Die Teilnehmer der Studie erlebten keinen signifikanten Entspannungseffekt.

Letztlich kostet dich ein Versuch aber nicht mehr als ein bisschen Zeit und Geduld. Probier es doch einfach aus – und erzähl mir gern, welche Erfahrungen du mit den Binaural Beats machst und wann du die am liebsten nutzt.