Daily Logging im Bullet Journal

Daily Logging im Bullet Journal

Ryder Carroll, der Erfinder der Bullet Journal Methode hat im November 2023 eine neue Methode vorgestellt, das Daily Logging. Sie soll helfen, die Tagesübersichten sinnvoller zu nutzen. Vor allem, wenn es um die Reflexion geht.

Ryder Carroll nutzt das Daily ja bekanntermaßen vor allem “rückwärts” – also um nachträglich zu erfassen, was an dem Tag so passiert ist, aber auch, welche Ideen, Gefühle und Inspirationen er erlebt hat. Das macht er mit dem Rapid Logging. (Dazu gibt es mehr im Dezember-Magazin!)

Das Problem sei allerdings, dass viele Menschen Probleme hätten, den richtigen Zeitpunkt zu finden, um diese Notizen zu machen, erklärte er Anfang November in diesem Video auf Youtube:

Und so seltsam das auch klingt, ich fühlte mich sofort angesprochen. Ich nehme mir immer wieder vor, mein Daily mehr zum Reflektieren zu nutzen. Aber irgendwie endet das immer in “mache ich nachher” oder “ich hab gar nichts aufzuschreiben.”

Ryder Carrolls Lösung: Interstitial Journaling. Das Wort allein kann sich kein Mensch merken, aber die Idee ist simpel. “Interstitial” kommt von “interstice” und das heißt so viel wie “kleine Lücke” und um die kleinen Lücken im Tagesablauf – und vor allem im Arbeitstag – geht es.

Immer dann, wenn wir eine Sache beendet haben und/oder zu einer anderen wechseln müssen, sollen wir uns kurz Zeit nehmen, um drei Dinge im Daily zu notieren:

  • die aktuelle Uhrzeit
  • was wir konkret gerade beendet haben
  • womit wir konkret jetzt weitermachen

Was dir das bringen soll? Zum einen sollst du über die Zeit so ein Protokoll dessen bekommen, woran du tatsächlich gearbeitet hast. Du bekommst ein besseres Gefühl dafür, wie lange Dinge dauern. Und du sorgst automatisch dafür, dass du das Journaling während des Tages immer wieder einbaust, aber ohne dich dafür mitten aus einer Aufgabe zu reißen.

Interstitial Journaling meets Rapid Logging

Die Magie – so Ryder Carroll – passiert, wenn man Interstitial Journaling und Rapid Logging zusammenbringt.

Zur Erinnerung: Rapid Logging meint das schnelle Erfassen von Einträgen in stichpunktartigen Listen. Dabei bekommt jeder Eintrag ein Symbol, der ihn etwa als Ereignis, Aufgabe oder Notiz kennzeichnet.

Im Daily geht Ryder Carroll dafür so vor:

  • Wochentag und Datum notieren
  • Aufgaben des Tages notieren
  • Aufgaben priorisieren (er schreibt dafür einfach die Zahlen 1 – 3 davor)

Jetzt beginnt sein Interstitial Journaling mit der Uhrzeit und der ersten erledigten Tätigkeit des Tages. Aber zusätzlich zu Uhrzeit und Tätigkeit notiert er auch, was dabei wichtig war, was das in ihm ausgelöst hat und was er künftig ändern will.

In dem Beispiel aus dem Video notiert er zum Beispiel:

  • Laufen und Meditation im Park
  • Zeitdruck, deshalb Meditation verkürzt
  • fühlte sich dadurch gestresst
  • Wecker künftig auf 7 Uhr stellen

Diese Art, das Daily zu führen, nennt er Daily Logging und die Idee dahinter ist überzeugend, finde ich.

Was bringt dir das Daily Logging?

Es geht vor allem um mehr Bewusstheit. Ryder Carroll spricht von den vielen Feuern, dir wir den lieben langen Tag löschen, wenn wir einfach immer nur reagieren auf das, was da unerwartet schon wieder auf unserem Tisch landet. Wir reagieren und erledigen Dinge, die wir für den Tag eigentlich gar nicht geplant hatten.

Manchmal ist das notwendig und richtig, aber oft genug tun wir das, ohne vorher darüber nachzudenken, ob diese Sache gerade wirklich wichtig genug ist, um Vorrang vor all den Dingen zu bekommen, die wir eigentlich geplant haben (und an der Stelle fühlte ich mich ertappt!).

Wenn du nach jeder erledigten Aufgabe kurz inne hältst und die in zwei Minuten reflektierst – und kurz darüber nachdenkst, was du WIRKLICH als nächstes machen willst, eroberst du wieder die Kontrolle zurück. Vielleicht hast du am Ende des Tages trotzdem nur neue, unerwartete Feuer gelöscht – aber zumindest hast du dich bewusst dafür entschieden.

Und wenn dein Gehirn so tickt wie meins, kann Daily Logging auch gegen Ablenkungen helfen. Denn dein Gehirn weiß, du willst das hinterher kurz (!) protokollieren, was so ziemlich unmöglich ist, wenn du in der Zeit seit der letzten Eintragung 352 Dinge angefangen – aber nichts beendet hast.

Probleme, die Daily Logging mit sich bringt

Ich werde das Daily Logging im Dezember testen. Allerdings sehe ich jetzt schon zwei Probleme auf mich zukommen:

  • Irgendwie muss ich mich daran erinnern, das auch umzusetzen. Da ich vorher nicht abschätzen kann, ,wann ich den nächsten Eintrag mache, kann ich mir auch keine Erinnerung einstellen. Mal sehen, wie lange es dauert, bis das tatächlich eine Routine ist.
  • Ich befürchte, das mir das über den Tag doch relativ viel Zeit frisst. Aber ob das wirklich ein Problem wird, sehe ich ja, wenn ich es ausprobiere.