Ziele setzen – und konsequent verfolgen

Ziele setzen – und konsequent verfolgen

Ohne Ziele bin ich wie der Flipperautomat, der ständig in meinem Kopf abgeht: Ich springe von A nach B nach X nach F und kriege nichts so richtig fertig. Andererseits schaffe ich es fast nie, Ziele auch wirklich konsequent zu verfolgen. Ziele zu setzen, fühlt sich deshalb oft wie Zeitverschwendung an. Das soll sich ändern und zwar mit der Methode aus dem Buch „The One Thing“ von Garry Keller.

Das Buch insgesamt finde ich reichlich überbewertet. Aber der Autor berichtet darin, wie er seine eine Sache findet. Also die eine Aufgabe, auf die er sich kompromisslos konzentriert, um erfolgreich zu werden. Er macht das für jeden Lebensbereich einzeln, und sucht damit Domino-Gewohnheit oder Dominoaufgabe. Also den Stein, der alle anderen an- und umstößt.

Den Gedanken mochte ich sofort: Nicht das große, weite Ziel in den Blick zu nehmen, sondern den einfach ersten Schritt. Gary Keller geht dabei von hinten nach vorn alle Lebensbereiche durch. Das bedeutet, er notiert erst ein Fernziel und leitet daraus Ziele oder Handlung für die kürzeren Zeiträume ab, bis er zu der Aufgabe kommt, die er heute angehen kann. Wichtigste Regel: Überspringen und abkürzen geht nicht. Du kannst also nicht vom Fernziel gleich die Tagesaufgabe ableiten. Entweder formulierst du die dann zu groß oder du arbeitest unnötig hart bzw. falsch, weil du die Zwischenziele übersiehst, die die Sache vereinfachen können.

Ziele setzen nach „The One Thing“

So viel also zur Theorie. Ich hab mir diese Methode für meine eigene Zielsetzung abgewandelt. Wichtig: Das hat nichts mit einer Jahresplanung zu tun. Ich mache keine Jahresplanung. Für das Jahr habe ich Leitplanken, Bereiche, denen ich mehr Gewicht geben will. 2024 sind das Gesundheit und Fokus/Konzentration. Aber weiter gehe ich da nicht ins Detail. Meine Zielsetzung beschäftigt sich zwar auch mit dem kommenden Jahr, aber nur als ein Mosaikstein. Und gemeint ist auch nicht zwingend das Kalenderjahr, sondern einfach die nächsten 12 Monate. Du kannst diese Zielsetzungsübung also jederzeit machen und musst nicht auf den nächsten Jahreswechsel warten.

Erster Schritt: Lebensbereiche definieren

Im ersten Schritt habe ich eine Mindmap gezeichnet. In der Mitte das Wort „Lebensbereiche“, wobei es das nicht so richtig trifft. Gemeint sind die Bereiche, in denen du Ziele setzen willst. Als Inspiration kannst du mal nach „Rad des Lebens“ googeln. Ich habe mir die Bereiche dort angesehen, aber „Spiritualität“ ist für mich zum Beispiel irrelevant und „Beziehungen“ ist mir zu allgemein. Ich möchte meine Ehe verbessern und Freundschaften intensiver pflegen, aber beides verlangt ganz unterschiedliche Handlungen. Gleichzeitig setze ich mir für die Beziehung zu meinen Kollegen keine Ziele. Dafür ist mir dieser Bereich einfach nicht wichtig genug.

Überleg dir also, welche Bereiche deines Lebens du verändern willst und schreib sie auf. Gut zu wissen: Es geht nicht darum, dass du die alle gleichzeitig in nächster Zeit angehst. Das ist nicht zu schaffen. In diesem ersten Schritt verschaffen wir uns einfach erstmal einen Überblick darüber, wo wir uns Veränderung wünschen. Wann und wie wir das dann umsetzen – dazu kommen wir später.

Zu Inspiration, meine Lebensbereiche sind:

  • Ich selbst (Persönlichkeit)
  • Meine Beziehung zu meinem Mann
  • Meine Beziehung zu meiner Familie
  • Meine Freundschaften
  • Meine mentale Gesundheit
  • Meine körperliche Gesundheit
  • Mein Beruf
  • Die Zeitplanerin

Zweiter Schritt: Fernziele definieren

Als nächstes malst du dir für jeden Bereich ein kleines Kästchen. Darin notierst du dein Fernziel für diesen Bereich. Fernziel meint dabei eine Zeit, die mehr als 5 Jahre in der Zukunft liegt. Weil das so weit weg ist, kann das kaum konkret sein. Das Fernziel ist für mich eher eine Vision. Wie möchte ich mich in diesem Bereich fühlen, wie möchte ich handeln, wenn ich die Veränderungen erfolgreich umgesetzt habe? Wenn es dir schwer fällt, das kurz in einen Satz oder ein paar Stichpunkte zu packen, stell dir eine konkrete Situation vor und beschreib die.

Dritter-Schritt: Ziele werden zu Plänen

Aus dem Fernziel leitest du jetzt ein 5-Jahres-Ziel ab. Schreib das in ein weiteres Kästchen direkt unter oder neben das Fernziel.

Dieser Schritt ist mir anfangs schwer gefallen, weil 5 Jahre und Fernziel für mich irgendwie ein und dasselbe sind. Das ist nicht schlimm. Ich hab das Fernziel einfach ein bisschen konkretisiert. Im Prinzip habe ich aus der eher diffusen Vision messbarere Ergebnisse destilliert.

Wenn du alle Lebensbereiche mit Fern- und 5-Jahreszielen versehen hast, geh alles noch mal durch. Jetzt entscheidest du, an welchen dieser Ziele du in diesem Jahr arbeiten willst. Nimm dir nicht zu viel vor! Starte lieber mit nur einem Ziel und nimm im Laufe des Jahres mehr dazu, wenn du merkst, dass du mehr schaffst. Wenn du jetzt überenthusiastisch mit zu vielen Zielen startest, ist die Gefahr groß, dass du überfordert aufgibst.

Definier jetzt für die ausgewählten Bereiche dein Jahresziel. Hier sollst du konkret werden. Das Ziel muss messbar sein. Woran merkst du also in 12 Monaten, dass du das Ziel erreicht hast? Eines meiner Jahresziele lautet zum Beispiel: 156 Sporteinheiten absolviert. Im Schnitt wären das drei Sporteinheiten pro Woche. Das ist aber kein gutes Ziel. Denn wenn dein Ziel lautet „Dreimal Sport pro Woche“, hast du das Ziel in dem Moment verfehlt, in dem du krank wirst oder auf Dienstreise musst oder ähnliches. Dein Jahresziel sollte also konkret, messbar und ruhig ambitioniert sein, aber dir genug Flexibilität bieten, um realistisch zu sein.

Alternativ kannst du auch für alle Lebensbereiche ein Jahresziel definieren und entscheidest dann von Monat zu Monat neu, an welchem du arbeiten willst. Dafür habe ich mich entschieden. Warum? Weil ich mein Gehirn kenne und weiß, dass es sich zu schnell langweilt, um ein ganzes Jahr an einmal festgelegten Zielen zu arbeiten. So suche ich jeden Monat neu aus, was mein Fokus für die kommenden 30 oder 31 Tage wird. Sehr wahrscheinlich werde ich dabei an bestimmten Lebensbereichen häufiger arbeiten als an anderen, aber ich muss mich nicht jetzt schon darauf festlegen. Die Illusion der Freiheit hilft mir, dranzubleiben. Gleichzeitig komme ich auf jeden Fall voran, selbst wenn ich jeden Monat an anderen Zielen arbeite – einfach weil ich mich jeden Monat bewusst damit beschäftige.

Vierter Schritt: Monatsziele ableiten

Nachdem ich also allen 8 Bereichen auch ein Jahresziel spendiert habe, musste ich mich entscheiden, worauf im Januar mein Fokus liegt. Im November und Dezember war ich gefühlt nur krank. Es war also klar, dass meine körperliche Gesundheit erstmal in den Fokus rücken muss. Gleichzeitig sind meine Ehe, meine persönliche Entwicklung und ein bestimmtes Zeitplanerin-Projekt zu Januar-Zielen geworden. Das ist eigentlich schon zu viel. Aber die Monatsziele überschneiden sich teilweise. Deshalb habe ich entschieden, es erstmal dabei zu belassen. Wenn es doch zu viel ist, justiere ich im Februar nach.

Wenn du deine Auswahl getroffen hast, definierst du für die Bereiche, die im nächsten Monat im Fokus stehen sollen, Monatsziele. Was kannst du diesen Monat tun oder erreichen, um dein Jahres- und damit dein 5-Jahres- und letztlich dein Fernziel zu erreichen? Denk hier nicht zu groß. Das ist ein Marathon und du läufst dich gerade erst warm, also riskier nicht gleich auf den ersten Metern eine Sehnenzerrung.

Um auf mein Sportbeispiel zurückzukommen, lautet das im Januar zum Beispiel erstmal nur: Einmal pro Woche Zirkeltraining im Fitnessstudio. Ja, ich weiß, dass das bei vier Wochen bedeutet, dass ich 8 Sporteinheiten irgendwann im Laufe des Jahres zusätzlich unterbringen muss. Aber das ist realistischer, als nach gefühlten 8 Wochen Bettruhe direkt mit drei Sporteinheiten pro Woche durchzustarten (und gesund zu bleiben).

Widersteh auch der Versuchung, alles auf einmal umzusetzen. Ja, zu meinem Ziel im Bereich körperliche Gesundheit gehören auch Ernährung und Schlaf. Ein Schlafziel habe ich für Januar definiert und auch das ist niedrigschwellig: Jeden Tag 15 Minuten früher das Licht ausmachen, bis ich hoffentlich bei 23 Uhr angekommen bin und einen vernünftigen Schlafrhythmus neu aufbauen kann. Aber mit dem Sport und dem Schlaf bin ich ausgelastet. Die Ernährung muss warten, bis die beiden Dinge etabliert sind. Kann also gut sein, dass ich mich auch 2024 überwiegend ungesund ernähren werde. Wenn ich dafür aber Sport und Schlaf im Dezember 2024 fest im Griff habe, bin ich körperlich auf jeden Fall gesünder als heute. Es geht nicht um 100 %, schon gar nicht um Perfektion. Es geht um kleine Schritte, die alle in die richtige Richtung führen.

Letzter Schritt: Ziele umsetzen mit Wochen- und Tageszielen

Im letzten Schritt geht es um die Umsetzung. Bisher haben wir uns nur mit dem Teil „Ziele setzen“ beschäftigt. Jetzt müssen wir uns selbst beweisen, dass wir es ernst meinen. Und dafür nutzen wir etwas, das du von Getting Things Done und von meiner Straßenfeger-Methode schon kennst: Babysteps. Leite aus den Monatszielen jetzt Wochen- und Tagesaufgaben ab. So klein, dass es einfacher ist, sie jeden Tag schnell zu erledigen als es nicht zu tun.

Um beim Beispiel zu bleiben, lautet meine Wochenaufgabe für die kommende Woche in Sachen Sport: Termin für Fitnessstudio eintragen. Warum? Weil ich weiß: Was in meinem Kalender steht, hat eine exorbitant höhere Wahrscheinlichkeit, erledigt zu werden. Wenn ich mir nur vornehmen würde, nächste Woche irgendwann ins Studio zu gehen, wird das vor Sonntagabend nichts. Damit stresst mich das „Ich muss noch“ aber die ganze Woche, bis ich es endlich mache. Gleichzeitig vergebe ich die Chance, eventuell doch zweimal zu gehen, wenn ich das erste Training überraschend gut verkrafte.

Mach die Zielsetzung für die Woche und den Tag unbedingt schriftlich. Notier dir die Ziele als Aufgaben, so dass du sie jeden Tag siehst und auch abhaken kannst. Starte deine Wochen- und Tagesplanung mit den Zielen und schreib dir die Aufgabe als erstes auf. Plan erst dann den Rest des Tages. So setzt du deinen Fokus und durch die tägliche und/oder wöchentliche Wiederholung wird daraus eine Routine. Auf diese Weise bleiben unsere Ziele immer präsent und wir verlieren sie nicht aus den Augen, wie es oft bei einer klassischen Jahresplanung passiert.

Zusammenfassung: Ziele setzen nach The One Thing

Also, lass uns noch mal zusammenfassen, wie du vorgehen kannst, um Ziele zu setzen, die du nicht mehr aus den Augen verlierst:

  1. Lebensbereiche definieren, in denen du etwas verändern möchtest
  2. Für jeden Bereich ein Fernziel, eine Vision, definieren
  3. Aus jedem Fernziel ein konkreteres 5-Jahres-Ziel ableiten
  4. Definieren, welche Bereiche du in den nächsten 12 Monaten angehen willst und für sie aus den 5-Jahres- konkrete Jahresziele ableiten (alternativ: zu allen Bereichen Jahresziele ableiten und monatlich entscheiden, woran du arbeiten willst)
  5. Festlegen, welche Bereiche du im kommenden Monat bearbeiten willst und Monatsziele definieren, die auf das Jahresziel einzahlen
  6. Umsetzung: Babysteps in Form von Wochen- und Tageszielen festlegen, denen du leicht folgen kannst

Wichtig ist, dass du dir deine Liste mit den Lebensbereichen und Zielen jeden Monat kurz ansiehst, um zu entscheiden, wo du stehst, woran du im kommenden Monat arbeiten willst und was der beste nächste Schritt ist, um dein Jahres- und die Fernziele zu erreichen.

Außerdem, nicht vergessen: Es geht nicht um Perfektion, nicht mal wirklich darum, die Ziele zu erreichen. Es geht darum, dauerhaft und regelmäßig kleine Schritte in die richtige Richtung zu machen. Diese Methode bringt dich am Ende weiter, als ewig zu warten und zu verharren und dann zu versuchen, die Ziele in großen Sprüngen zu erreichen.