Energiemanagement statt Zeitmanagement

Energiemanagement statt Zeitmanagement

Wenn wir nicht schaffen, was auf unserer To-Do-Liste steht, ständig gehetzt und gestresst sind, dann suchen wir nach Rat für unser Zeitmanagement. Oft ist Zeit aber nicht das Problem. Statt Zeitmanangement sollten wir uns auf unser Energiemanagement konzentrieren.

Zeit ist nicht mein Problem. Zum einen, weil ich sowieso kein Gefühl für Zeit habe ;-). Zum anderen, weil ich noch nie ernsthaft an „zu wenig Zeit“ gescheitert bin. Wenn ich in Stress gerate, dann liegt das eher an:

  • Zu spät angefangen
  • Zu lange aufgeschoben
  • Aufwand kolossal unterschätzt
  • Deadline (fast) vergessen

Und während die letzten beiden Punkte tatsächlich mit meiner Zeitblindheit zu tun haben und ich sie durch diverse Strukturen und Prozesse in meiner täglichen Planung auf ein Minimum reduzieren kann, setzen mir die ersten beiden Punkte immer noch regelmäßig hart zu.

Und dann hatte ich letzten Monat eine Erkenntnis: Wenn ich aufschiebe oder einfach nicht anfangen kann, dann liegt das meistens daran, dass meine Akkus leer sind. Ich muss also, um diese beiden Probleme in den Griff zu bekommen, nicht noch mehr Mühe in mein Zeitmanagement stecken, sondern endlich ein anständiges Energiemanagement entwickeln.

Erster Schritt: Was gibt mir Energie?

Dafür habe ich im ersten Schritt mal genauer hingeschaut, um herauszufinden, was mir tatsächlich Energie gibt. Spoiler: Schon an dieser Stelle musste ich eine eklige Kröte schlucken. Erstmal habe ich nämlich festgestellt, was mir NICHT hilft: Nichtstun. Auf der Couch oder in der Badewanne oder im Bett oder in meinem Sessel liegen und den ganzen Tag lesen, liebe ich zwar. Aber ich bin danach kein Deut leistungsfähiger als vorher. Was mir – unfassbar für mich – aber Energie gibt, sind Sport und – halt dich fest – Hausarbeit.

Ich hasse letzteres und habe zu ersterem eine komplizierte On-Off-Beziehung. Wie können das die Dinge sein, die meine Batterien aufladen? Beim Sport kann ich mir das noch irgendwie biochemisch erklären (oder jemand, der Ahnung davon hat, könnte das tun). Aber der Haushalt? Bis ich dahinter gekommen bin, dass Haushaltsaufgaben immer zur Folge haben, dass meine Umgebung sauber und ordentlich(er) ist und tatsächlich raubt mir äußeres Chaos sehr viel Energie, vor allem, wenn es mir nicht gut geht. Und: Sowohl nach dem Sport als auch nach den Hausarbeiten bin ich in der Regel stolz auf mich (vermutlich sind auch hier wieder die guten Hormone am Werk) und das gibt mir auch immer einen kleinen Schub. Darüber hinaus ist ein Tag ganz allein mit mir eine wichtige Energietankstelle für mich, ebenso wie ausreichend guter Schlaf. Das waren ziemlich enttäuschend, weil langweilige, Erkenntnisse. Aber gut, niemand hat behauptet, dass Energiemanagement Spaß macht.

Zweiter Schritt: Energietankstellen in die Woche einbauen

Dieser Teil existiert momentan noch mehr in der Theorie als in der Praxis. Zumindest was die Regelmäßigkeit angeht. Aber ich versuche in meiner Wochenplanung jetzt Hausarbeiten und Sport fix einzuplanen und auch zu erledigen. Beim Sport klappt das gut. Den haben mein Mann und ich gemeinsam zur Priorität erklärt – ebenso wie genug Schlaf. Beim Haushalt ist der Schweinehund, der mich daran erinnert, dass wir das doch hassen, aktuell meistens noch lauter als der Engel, der flüsternd daran erinnert, wie gut mir das tut.

Dritter Schritt: Energie-Check-ins etablieren

Was dagegen schon recht gut läuft, ist mein Energie-Check-in. Statt mich zu fragen, wie es mir gerade geht (diese Frage konnte ich nie richtig beantworten), frage ich mich mehrfach am Tag, wie viel Energie ich noch habe. Ich nutze dafür die Löffel-Methode.

Dabei stehen die Löffel für die Energie, die wir haben und die uns (ganz individuell) einzelne Aufgaben kosten. Gesunde Menschen, so die Theorie, stehen jeden Morgen mit etwas der gleichen Menge an Löffeln auf. Chronisch Kranke, für die die Theorie entwickelt wurde, haben dagegen nicht jeden Tag gleich viel Energie zur Verfügung und gleichzeitig kosten sie einfache Aufgaben oft mehr Kraft.

Ich finde, die Theorie kann nicht nur helfen, wenn du chronisch krank bist. Auch als gesunder Mensch hast du Tage, an denen dir die Dinge besser von der Hand gehen und solche, an denen dir alles zu viel ist. Ich frage mich morgens nach dem Aufstehen, wie viele Löffel ich heute zur Verfügung habe (maximal sind 12 möglich) und dann spüre ich im Verlauf des Tages immer wieder in mich hinein und frage mich, wie viele Löffel noch übrig sind.

Auf diese Weise bekomme ich ein besseres Gespür dafür, was mir besonders oft viel Energie raubt und gleichzeitig gehe ich nicht mehr so oft über meine Grenzen. Früher habe ich einfach „Ja“ gesagt, wenn Freunde zum Beispiel spontan etwas unternehmen wollten. Und hab dann erst währenddessen gemerkt, dass ich eigentlich gar keine Löffel mehr übrig habe, um Geselligkeit zu genießen. Heute kann ich das – nicht immer, aber immer öfter – schon bei der Anfrage absehen und sage dann vielleicht lieber gleich ab.

Mein Energiemanagement ist gerade erst im Entstehen. Diese Auflistung kann sich also im Laufe der Zeit auch immer wieder ändern. Aber es ist spannend zu sehen, wie viel effektiver ich auch mit meiner Zeit umgehe, wenn ich meine Energielevel wenigstens ein bisschen steuern kann.

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